Fliegende Glocken
Analog zum Verhüllen von Kreuzen und Bildern, das als „Fasten der Augen“ gedeutet wird, meint der Verzicht auf den Klang von Glocken und Orgeln ein „Fasten der Ohren".
Dem Volksglauben zufolge fliegen die Glocken (und Orgeln) nach Rom und kehren erst zur Auferstehungsfeier in der Osternacht zurück. Doch warum fliegen sie überhaupt nach Rom? Um sich den päpstlichen Segen zu holen? Um zu beichten? Um mit dem Papst Mahl zu halten? Um Kraft zu tanken? Um Ostereier zu holen, die sie bei ihrer Rückkehr ins Gras werfen? Oder doch, um mit der Osterbotschaft zurückzukehren? Darüber ist sich der Volksglaube uneinig.
Für die Menschen des Mittelalters war insbesondere das Schweigen der Glocken auffällig, denn das Stundengeläut der Kirchen bestimmte ihren Tages- und Arbeitsablauf. Und so übernahm das knatternd-lärmende Geräusch der Ratschen aus Holz zu Mittag und zum Vesperläuten die Funktion der Glocken – bis heute.