„Ich bin gerne eine Menschenfischerin ...“
Ich stelle gerne einen großen Teil meiner Lebenszeit für die Katholische Kirche zur Verfügung. Ich bin im Dunstkreis dieser Kirche groß geworden, in einem christlichen Elternhaus und in einer Pfarre, deren Pfarrer (Josef Pesendorfer, Feldkirchen an der Donau) ganz große Hoffnungen für eine Erneuerung der Kirche durch das II. Vatikanische Konzil gesehen hat. Der Pfarrer meiner Kindheit und Jugend hat meinen Blick auf die Kirche positiv geprägt, ich sehe ihn heute noch als einen weitherzigen „Ermöglicher“ in der Kirche und bin ihm dankbar für sein So-Sein.
In der Katholischen Frauenbewegung habe ich vor ca. 20 Jahren meinen Schwerpunkt für mein Ehrenamt gefunden. Zuerst in meiner Pfarre Lacken, dann auf Dekanatsebene (Gallneukirchen), schließlich seit 2015 auf Österreich-Ebene. Es gibt so viele Themen, für die sich die kfb in Kirche und Gesellschaft ihre Stimme erhebt. Sie nimmt ihren Auftrag direkt aus dem Evangelium. In den gewählten Jahresschwerpunkten fokussieren wir unsere Arbeit. Heuer ist dies „Weil’s gerecht ist, FAIRändern wir die Welt“. Da beschäftigen wir uns mit dem Thema „Entwicklungspolitik“ auch außerhalb unserer Aktion Familienfasttag. Rückenwind bekommen wir da besonders auch von Papst Franziskus durch sein Lehrschreiben „Laudato si“. Meine Reise nach Nicaragua zu unseren Familienfasttags-Projektpartnerinnen im Jänner 2015 hat mich besonders berührt. Da habe ich gesehen, wie durch das Engagement von so vielen Frauen in Österreich eine positive Veränderung und eine Verbesserung der Lebensbedingungen für Frauen und ihre Familien in Ländern des Südens möglich wird.
Die vielen Begegnungen mit (Leitungs-)Frauen aus allen Diözesen, das gemeinsame Erarbeiten von Konzepten, das gemeinsame Feiern, das gemeinsame Beten gibt mir Kraft und Energie fürs gemeinsame Weitergehen.
Nicht die Herausforderungen, die wir zu meistern haben, sondern das politische Klima der Ausgrenzung von Menschen, die Zuflucht bei uns suchen und die Radikalisierung in Politik und (sozialen) Medien macht mir Angst. Und da denke ich, sind wir Frauen in der Kirche besonders gefragt, den Umgangston einzufordern, der es ermöglicht, miteinander Lösungsansätze für die globalen Auswirkungen von Kriegen und Krisen zu finden.
Wie schon Dorothee Sölle sagte, ist es nicht nur eine historische Aufgabe, sondern die eigene Botschaft vom Reich Gottes, welche die Kirche zwingt, sich in einem allgemeinen Sinn politisch einzubringen. Wegen der Wahrung der Menschenwürde, die jedem Menschen von Gott zugesagt ist.
Beruflich arbeite ich sehr gerne in Teilzeit im Katholischen Bildungswerk Oberösterreich als Öffentlichkeitsarbeiterin im Diözesanhaus und ich meine, dass sich Beruf und Ehrenamt gegenseitig befruchten – ich bin gerne eine „Menschenfischerin“.
Zur Person:
Veronika Pernsteiner, M.A. in intercultural studies ist ehemalige Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs.