„Trotzdem engagiere ich mich ...“
Warum ich mich als Frau in der Katholischen Kirche in Oberösterreich engagiere und einbringe ...
Das wurde ich von Freundinnen und Frauen hie und da kopfschüttelnd gefragt. Ist die Kirche doch eine Institution, die Frauen offen strukturell benachteiligt. Warum sich als Frau also trotzdem engagieren, wenn für gewisse Dienste in der Kirche für Frauen wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen nicht nur die „gläserne Decke“, sondern eine „betonierte Decke“ eingezogen wurde? Manchmal hadere ich sehr mit dieser Tatsache. Bin wütend und traurig darüber, wieviel Ressourcen und Charismen zum Wohle der Menschen deshalb ungenützt bleiben – in solidarischer Verbundenheit mit vielen berufenen fähigen Frauen. Ob die Frauenfrage die Zukunftsfrage der Kirche ist, weiß ich nicht. Aber im Sinne der Glaubwürdigkeit stünde es der Kirche gut an, Frauen das Menschenrecht der Gleichheit und Geschlechtergerechtigkeit zuzugestehen.
Offener Himmel
Trotzdem engagiere ich mich. Denn: In der christlichen Lebensweise finde ich Antworten auf existentielle Fragen und ein gutes Fundament. Von klein an erlebe ich Kirche in Form von Familie, Pfarren, Gemeinschaften, Freundeskreis immer wieder als lebendige Orte, wo „der Himmel ein Stück offengehalten wird“. Daran möchte ich gerne mitwirken. Ich bin dankbar, dass mir hier auch immer viel zugetraut wurde. In einer Gemeinschaft von Menschen („nicht Mann und Frau“, Gal 3,28), in der das ganze Leben Platz hat, von der Geburt bis zum Tod, von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt, von Gelingen bis Scheitern.
Miteinander gestalten
Im Jahr 2024 wird das Salzkammergut Kulturhauptstadt Europas. Als Kirche sind wir und bin ich in meiner Funktion mit dabei. Viele Projektideen werden gerade geprüft und kuratiert. Im Hintergrund schwingt die Frage: Wie wollen wir (in Zukunft) miteinander im Salzkammergut als Teil Europas leben? Ich darf gerade viele wache und kreative Menschen kennen lernen, die sich mit ihren Ideen aktuellen oder brachliegenden Herausforderungen im Salzkammergut stellen: Begegnung ermöglichen, Schöpfungsverantwortung leben, Integration fördern, Zeitgeschichte aufarbeiten, Räume für Musik und bildende Kunst öffnen und vieles mehr. In Gesprächen wird diskutiert, gezweifelt, geträumt, angepackt – ein spannender Prozess. Das erfüllt und inspiriert mich, und ich freue mich Teil dieses Unterfangens sein zu dürfen. Ein formuliertes Ziel der Kulturhauptstadt ist: „Ein Programm, das Verstörten Geborgenheit gibt und Bequeme aufrüttelt.“ In dieser Spannung freue ich mich über den Dialog mit Kunst und Kultur, der uns gegenseitig befruchten wird und uns „einem Leben in Fülle“ nachspüren lässt.
Zur Person:
Mag.a Teresa Kaineder hat die Leitung der kirchlichen Projekte und Initiativen der „Bad Ischl Salzkammergut Kulturhauptstadt Europas 2024“ inne.