„Ganz stark spüre ich die Gemeinschaft ...“
Schon als Jugendliche war für mich klar: Ich werde einmal einen Beruf ausüben, der Sinn macht. Zu dieser Zeit war ich sehr engagiert in der KJL (Katholischen Jugend Land). Die Gemeinschaft, christliche Spiritualität und das gemeinsame Tun waren sehr prägend für mein Heranwachsen. In meinem ersten Beruf als Montessoripädagogin begleitete ich Kinder und Jugendliche beim Lernen und Heranwachsen, dabei orientierte ich mich stark an Maria Montessoris Leitsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“.
Nach einem Berufswechsel Ende meiner Zwanzigerjahre kam ich zunächst zur kj oö und kurz darauf auch zur kfb oö, jetzt Team Frauen. Bei der größten Frauenorganisation in Oberösterreich organisiere und leite ich als Pädagogische Referentin vor allem Veranstaltungen für Frauen, Kinder und Familien. Als Mitverantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit erzähle ich über diverse Medien von den vielfältigen Aktivitäten und Wirkungsbereichen der 38.000 kfb-Frauen in Oberösterreich und bin im Kontakt mit unseren KooperationspartnerInnen. Regelmäßig überschreite ich Grenzen, nämlich die Bundesländer- und Diözesangrenze von Niederösterreich/der Diözese St. Pölten nach Oberösterreich. Es tut mir wohl, in der Diözese Linz etwas mehr Weite zu spüren als „daheim“, und ich habe große Freude, mich für die Kirche und vor allem die vielen Frauen in der Kirche zu engagieren. Und dennoch: Auf dem Weg zu einer gleichwürdigen und gleichberechtigten Kirche sehe ich noch viele Baustellen!
Egal ob privat oder beruflich: Kirche ist für mich lebendig in Liturgien, bei denen ich mich als Mensch, als Frau, mit meinen Themen angesprochen fühle. Auch Musik ist für mich dabei besonders wichtig. Ganz stark spüre ich die Gemeinschaft und Verbindung zum Beispiel beim miteinander gesungenen Vaterunser. Aber auch das Hinausgehen finde ich wichtig: Raus aus manch beengenden Strukturen, raus aus dem Kirchen-Raum, hinein in den Kontakt mit den Menschen, um gemeinsam in Bewegung zu bleiben. Eine große und verbindende Kraft aus dem Glauben, aus der Gemeinschaft, spüre ich bei vielen Treffen mit kfb-Frauen! Dankbar bin ich, dass ich meiner Vision nach einem sinnstiftenden Beruf bei der kfb oö treu bleiben kann: Es ist eine große Freude zu erleben, wie Mütter und ihre Kinder gestärkt von den Mutter-Kind-Wochen der kfb zurückkehren in den Familienalltag.
Apropos Familie: Auch gesellschaftspolitisch stehen meiner Meinung nach etliche Themen dringend an. So sehe ich etwa großen Handlungsbedarf bei der finanziellen Absicherung von Frauen im Alter. Viele Mütter kümmern sich viele Jahre hauptverantwortlich um Kinder – erst in Karenz, später in Teilzeitarbeit. In Kombination mit ohnehin oft schlechter bezahlten Jobs wird das in der Pension oft eine regelrechte „Armutsfalle“. Pensionssplitting kann den finanziellen Verlust durch Kindererziehung teilweise reduzieren (der vorwiegend erwerbstätige Elternteil kann dabei Teilgutschriften aus seinem Pensionskonto an den vorwiegend erziehenden Elternteil übertragen). Obwohl es die Möglichkeit des Pensionssplittings seit 2005 gibt, ist es sehr wenig bekannt. Aus meiner Sicht braucht es viel mehr Information über das Pensionssplitting. Auch ein verpflichtendes Pensionssplitting könnte der Altersarmut von Frauen entgegenwirken.
Das sind einige Hürden, die ich neben all dem Schönen meiner Arbeit mit und für Frauen sehe. Da tut es gut, mich immer wieder getragen zu wissen in meinem Glauben. Immer wieder kommt mir – ganz von selbst – das Thema meiner Erstkommunion in den Sinn: „Der Herr ist mein Hirte“. Das Lied zu diesem Psalm ist seit mittlerweile Jahrzehnten tief verankert in mir, dieser Zuspruch tut mir gut: „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.“
Zur Person:
Dipl.-Päd.in Sandra Schlager BA ist Pädagogische Referentin bei der Katholischen Frauenbewegung Oberösterreich.