„Begegnungsräume schaffen als zentrale Aufgabe ...“
Ich, Sr. Martina Winklehner SDS, bin in Lasberg bei Freistadt geboren, habe also bereits meine ersten kirchlichen Erfahrungen in einer Pfarre der Diözese Linz gemacht. Gottesdienst, Jungschar, Jugend, Kirchenchor – überall kam ich mit dem gemeinschaftsförderlichen und sinnstiftenden Charakter kirchlicher Strukturen in Berührung.
Erst viel später wurde diese Erfahrung durch einen theologischen Inhalt ergänzt:
Die Bibel ist voll von Beziehungsgeschichten zwischen Gott und Mensch bzw. den Menschen untereinander. Kirche ist deshalb für mich nicht anders zu denken als eine Beziehungs- und damit eine Solidargemeinschaft, in der jeder und jede von uns den je eigenen Platz einnimmt und mithilft, das Miteinander zu gestalten.
So verstehe ich mein Engagement in der Katholischen Kirche in Oberösterreich als Teil einer großen Bewegung, die nicht aufhört, daran zu glauben, dass Gott eine Wirklichkeit ist, die das Leben bereichert und die sich überall dort einsetzt, wo das gute Miteinander, ja das Leben selbst bedroht ist.
Neben meiner beruflichen Tätigkeit als Biomedizinische Analytikerin in der Blutzentrale Linz bin ich Lektorin, Kantorin und Kommunionhelferin in der Dompfarre Linz sowie Mitglied der Frauenkommission der Diözese Linz. Ich studiere am Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Linz und ich biete geistliche Begleitung an.
Seit 2005 bin ich leidenschaftliche Salvatorianerin – oder mit anderen Worten gesagt: Ordensfrau, die in der salvatorianischen Spiritualität eine geistliche Heimat gefunden hat. Diese teilen wir gerne mit Menschen, mit denen wir in Kirche und Gesellschaft zusammenarbeiten sowie mit jenen, die sich unseren spirituellen Angeboten anschließen, oder auch einfach nur bei uns zu Gast sind.
Begegnungsräume schaffen bleibt für mich eine zentrale Aufgabe der Kirche, weil sie zu Räumen der Begegnung mit Gott werden können, auch wenn sich diese „Räume“ natürlich im Laufe der Zeit verändern. Heute ist Spontaneität und viel mehr das Zugehen auf Menschen außerhalb der liturgischen Vollzüge gefragt ist. Als Salvatorianerin teile ich dieses Anliegen ebenso wie jenes, das Papst Franziskus im vergangenen Jahr oftmals angesprochen hat, den Einsatz gegen Menschenhandel. Letzteres ist zur Zeit Aufgabenschwerpunkt der Salvatorianerinnen in Europa.
Ich glaube an einen Gott, der in die Geschichte der Menschen hineingegangen ist. Der Gedanke daran macht mich froh und begeistert mich. Jedes Leben – auch meines hat Bedeutung. Der Blick auf den göttlichen Menschen Jesu und die damit verbundene eigene „Menschwerdung“, das eigene Reifen ist Teil der salvatorianischen Spiritualität und damit auch meine Kraftquelle.
Freude am eigenen Glauben zu haben bedeutet für mich aber nicht, mich vor dem Fremden zu verschließen, oder es gar gering zu schätzen. Ganz im Gegenteil halte ich es gerade jetzt als kirchliche und gesellschaftspolitische Notwendigkeit und Herausforderung, Wege zu finden, in einer globalisierten Welt das „Anderssein des Anderen“ als Chance und Bereicherung zu erkennen und jenen zu helfen, die nicht so wie ich auf der „Butterseite“ dieser Erde geboren worden sind.
Ich wünsche mir für meine Kirche, dass sie mutig und solidarisch bleibt; mutig im Übersetzen der biblischen Botschaft in die Wirklichkeit unserer Zeit; solidarisch, damit sie nicht fromm, abgehoben oder nach innen gerichtet wirkt, sondern geerdet und zugewandt. Ich will weiterhin (m)einen Beitrag in dieser Kirche leisten und ermutige auch andere dazu.
Zur Person:
Sr. Martina Winklehner SDS bietet geistliche Begleitung über die Spirituellen Wegbegleiter:innen an, engagiert sich als Lektorin, Kantorin und Kommunionhelferin in der Dompfarre Linz und ist Mitglied der Frauenkommission der Diözese Linz.