„Aufgewachsen in einem lebendigen, befreienden Glauben ...“
Warum ich mich als Frau in der Katholischen Kirche in Oberösterreich engagiere und einbringe ...
In meiner Herkunftsfamilie durfte ich einen lebendigen, befreienden Glauben erleben und darin wachsen.
Die Situation in meiner Heimatpfarre war während meiner Kinder- und Jugendzeit eine wesentlich andere. Durch meine Schulzeit bei den Franziskanerinnen und den Don-Bosco-Schwestern in Vöcklabruck entstand schon sehr bald der Wunsch, mich über die Pfarrgrenze hinaus zu engagieren.
In der salesianischen Jugendbewegung fand ich diesen Raum nicht nur als Ort, sondern als Grundeinstellung. Ich wurde als junge Frau ernstgenommen. Wir waren willkommen, durften mitgestalten, Dinge ausprobieren und ich habe Freunde für das Leben gefunden.
Diese salesianische Prägung wirkt bis heute, Kinder und Jugendliche sind mir ein Herzensanliegen.
Der Wunsch nach einer Kirche, die nahe bei den Menschen ist und sie in ihrer Einmaligkeit ernst nimmt, ist geblieben und darum engagiere ich mich nach wie vor.
Themen, die mir als Frau unter den Nägeln brennen ...
Im Moment beschäftigt mich ein Brief einer Don-Bosco-Schwester aus dem Erdbebengebiet in Syrien. In Aleppo haben die Schwestern 30 Kinder aufgenommen, deren Eltern unauffindbar sind.
Ich würde mir wünschen, über das Thema der Gleichstellung nicht mehr schreiben zu müssen. Gleichzeitig erfahre ich immer wieder, dass es noch sehr viel Durchhaltevermögen braucht und dass viele der jungen Frauen davon ausgehen, dass sie für diese Themen nicht mehr kämpfen müssen, weil sie glauben, dass das bereits die Generationen vor ihnen erledigt haben.
Das Thema der Einsamkeit ist mir in den letzten Wochen und Tagen immer wieder begegnet, darin erkenne ich auch einen klaren Auftrag an die Kirche und an mich als Christin.
Diese gesellschaftspolitischen Themen stehen meiner Meinung nach jetzt an ...
Das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. Wie können wir eine vernünftige Auseinandersetzung um ein gemeinsames Wohl finden, um all die anstehenden Krisen und Probleme gut zu bewältigen?
Was oder wer mich beGEISTert und mir Kraft gibt, damit Kirche lebendig wird und in Bewegung bleibt ...
Vor einigen Tagen habe ich ein Buch mit dem Titel „Starke Schwestern“ entdeckt, ich wollte nur kurz darin schmökern und dann habe ich es an einem Abend ausgelesen. Viele sehr unterschiedliche Ordensfrauen erzählen von ihren Orden, vom Zusperren verschiedener Einrichtungen, von Transformation und von der Suche nach einem sinnerfüllten Leben. Diese sehr starken Frauen haben mir wieder einmal vor Augen geführt, dass Veränderung passiert und Frauen diese Veränderung mitgestalten, das gibt mir Hoffnung.
Beim Lesen dieses Buches ist mir der Satz von Hilde Domin eingefallen:
„Es knospt
unter den Blättern
das nennen sie Herbst.“
Die Hoffnung auf Frühling nach einem langen Herbst und Winter treibt mich an, in dieser Kirche weiterhin mit froher Zuversicht mitzuarbeiten.
Zur Person:
Maria Imlinger ist Geschäftsfeldleiterin des Behelfsdiensts der Diözese Linz im Bereich Verkündigung & Kommunikation.