„Gott hat seine Fülle in mich hineingelegt!“
Der Glaube und der damit verbundene Versuch als Christin zu leben, spielt schon seit meiner Kindheit eine wesentliche Rolle. Wenn dies auch damals geprägt war von Verpflichtung, dem „was sich gehört als Christ“ und vom Bild eines strengen Gottes der v.a. richtet und bestraft. Aber auch das Vertrauen dass dieser Gott uns nicht im Stich lässt wurde mir mitgegeben. Ich bin meiner Mutter dankbar für diese von ihr vorgelebte Grundhaltung, die sie so zusammenfasst: „manchmal habe ich nicht gewusst wie ich alles schaffen soll (10 Kinder, Bauernhof, Schwiegereltern pflegen,….) , aber die eine Gewissheit hatte ich immer „der Herrgott trägt mich“.
Mein Engagement in der Kirche führte mich durch die KJL in den Pfarrgemeinderat, zur Übernahme der Firmvorbereitung, der Mitarbeit bei Jungscharlagern, sie umfasste das Singen im Kirchenchor und den Lektorendienst genauso wie die Mitarbeit im Dekanatsteam der KJL und im Redaktionsteam der diözesanen KJ-Zeitung.
Nach einer jahrelangen sehr aktiven Phase führte mich der kontemplative Gebetsweg, der in den letzten Jahren meine Kraftquelle wurde, zunächst in den Rückzug – nur ich und mein Gott, das zählte in dieser Zeit.
Durch ein Wort bei einer Predigt wurde ich dann aufgeweckt – „je tiefer der Mensch in Gott eintaucht, desto mehr taucht er neben den Menschen auf“. Mir wurde klar: es geht darum die Botschaft des uns bedingungslos liebenden Gottes nicht nur für mich auszukosten, sondern sie zu den Menschen zu bringen. Und das darf ich seit 2003 durch die Mitarbeit in der Cursillobewegung OÖ tun – SEINE Botschaft verkünden und davon Zeugnis geben, wie sie mein Leben prägt und trägt.
Ich engagiere mich...
...weil ich die Erfahrung, dass der Glaube an den liebenden Gott trägt und Halt gibt, weitergeben will.
...weil ich mich als „von Gott geliebte Tochter“ erlebe und mit dieser Gewissheit schon viele fordernde Situationen bestehen durfte
...weil ich die Botschaft Jesu weitertragen will; helfen will sie sichtbar, spürbar, erfahrbar zu machen
...weil ich im gemeinsamen Unterwegs sein mit den vielen anderen Frauen und Männern, eine Gemeinschaft erlebe, die Heimat gibt und ich in dieser Gemeinschaft die wirklich tragenden Freundschaften meines Lebens geschenkt bekomme
Themen die mir unter den Nägeln brennen:
- Seelsorge heute – im Sinne von „den Suchenden nachgehen“ „ jeden/Jede in ihrer Einzigartigkeit wahrnehmen, ernstnehmen, annehmen“ „ein offenes Herz haben für die Menschen in Not (kranke, alte, gescheiterte,…….. Menschen)“ „das Gesetz nicht über den Menschen stellen“ à Wie kann sie gelingen? Welche Wege führen heute zu den Menschen die Seelsorge brauchen und wie/wo/durch wen kommen diese in Berührung mit den Angeboten der Kirche?
- Es gibt so viele zur Seelsorge berufene Frauen und Männer – werden nicht viele dieser Berufungen durch Festhalten an Gesetzmäßigkeiten eingeschränkt/behindert?
- Die Aufforderung von Papst Franziskus „wir müssen zu den Menschen an den Rändern gehen“ – wie werden wir als Kirche diesem Aufruf gerecht? Was kann ich dazu beitragen, außerhalb meiner Berufsarbeit auf der Palliativstation?
- Leben wir überhaupt noch in Freiheit oder sind wir völlig versklavt von Fortschritt, Technik, Konsum? Leben wir wirklich so selbstbestimmt wie wir denken? Sind wir nicht in vielen (kleinen und großen) Entscheidungen fremdbestimmt und/oder manipuliert? Von der Gesellschaft, von der Politik, ……?
Gesellschaftspolitische Themen, die anstehen:
- Umgang mit Menschen die am Rand stehen: Flüchtlinge, alte Menschen, Schwerkranke und Sterbende, Menschen mit Einschränkung, Alleinerziehende Frauen und Männer,...
- Die zunehmende Schere zwischen arm und reich.
- Die uns gegebene Schöpfung – was machen wir mit ihr bzw aus ihr?
Was mich begeistert und mir Kraft gibt
Meine Kraftquelle liegt in Joh,15 begründet: „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun“. Diese Verbindung mit Jesus, dem wahren Weinstock hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder als Kraftquelle erwiesen. Ich finde diese Verbindung im kontemplativen Gebet, in der Eucharistie, durch die Inanspruchnahme von regelmäßiger Geistlicher Begleitung.
Aber auch in der Musik, beim Singen im Chor, im meditativen Tanzen, in der Natur und bei meinem Engagement im Cursillo darf ich die Verbundenheit mit meiner Quelle erfahren und daraus Kraft schöpfen.
Es erstaunt mich immer wieder aufs Neue zu entdecken was Gott alles in mir grundgelegt hat und wie er mich zu immer neuen Möglichkeiten führt all die Fähigkeiten und Talente zu entfalten, zu leben und für sein Reich einzusetzen.
Gott hat seine Fülle in mich hineingelegt.
Ich bin der Boden auf dem sie wachsen, sich entfalten und blühen kann.
Ich darf Raum sein, in dem seine Liebe lebendig wird
– sichtbar, spürbar, erfahrbar.
Zur Person:
Maria Grill ist im Leitungsteam der Cursillobewegung OÖ.