„Es kann viel in Bewegung kommen.“
Warum ich mich als Frau in der Katholischen Kirche in Oberösterreich engagiere und einbringe ...
Ich bin schon seit vielen Jahren in diversen Rollen und Funktionen im Aus- und Weiterbildungsbereich tätig: Bildung, Beziehungen und die Arbeit mit Menschen waren mir immer schon eine Herzensangelegenheit. Aus diesem Grund habe ich auch mehrere akademische Studien und psychosoziale Ausbildungen absolviert, weil ich es immer spannend gefunden habe, noch mehr Blickwinkel auf die Welt und noch mehr Möglichkeiten, Menschen professionell zu begleiten, kennenzulernen.
Die Pädagogische Hochschule der Diözese Linz ist für mich insofern ein ganz besonderer Ort, dass ich mich dort inhaltlich und fachlich voll entfalten, alle meine Studien und Kompetenzen einbringen und auf verschiedenen Ebenen wirksam werden kann.
Sowohl die Arbeit für und mit jungen Menschen als auch die Arbeit mit Pädagoginnen und Pädagogen an Schulen bedeutet für mich, Investitionen in die Zukunft und in die Zukunft der neuen Generation zu tätigen, mitzuhelfen, dass gegenseitiges Verständnis, gegenseitige Akzeptanz und gegenseitiges Wohlwollen gesät werden. Das macht die Arbeit hier für mich so sinnstiftend und unersetzbar.
Themen, die mir als Frau unter den Nägeln brennen ...
Mir geht es um respekt- und verantwortungsvolles Miteinander auf Augenhöhe. Dazu gehören für mich das kritische Hinterfragen von bestehenden Machtverhältnissen und Zuschreibungen, mit denen manche Menschen weniger Chancen erhalten als andere, das Herausbilden von geeigneten Strukturen im jeweiligen Kontext als auch bewusste und verantwortungsvolle Beziehungsgestaltung.
Das kann die Arbeit oder den familiären Kontext betreffen, die Verteilung der Aufgaben und Rollen in der Familie, den Umgang mit Minderheiten in unsrer Gesellschaft, den Umgang mit Menschen, die sprachlich, kulturell, religiös, familiär, aufgrund von speziellen Erfahrungen oder wie auch immer anders geprägt wurden als man selbst.
Im Vordergrund stehen für mich Offenheit, Verständigung und Verstehen. Ziel ist für mich gemeinsame Stärkung und Ebenbürtigkeit.
Ich wünsche mir Sensibilität dabei, zu erkennen, was man selbst durch sein Handeln verantwortet und die persönliche Möglichkeit der Reflexion darüber.
Diese gesellschaftspolitischen Themen stehen meiner Meinung nach jetzt an ...
In meinen Lehrveranstaltungen, die an der Pädagogischen Hochschule dem Bereich der Persönlichkeitsbildung zugeordnet werden, gilt es, Menschen zu begleiten, die sich zunehmend mehr in einer beruflich-professionellen Rolle bewegen. Es gilt mitzuhelfen, verschiedene Zugänge zur eigenen Rolle zu entwickeln, einen Umgang mit beruflichen und persönlichen Herausforderungen zu finden, zu lernen Situationen professionell zu reflektieren, einzuordnen und einen konstruktiven Umgang zu finden. Dabei darf ich immer wieder erleben, wie hilfreich und relevant das Kennenlernen vom Anderen auch für die Entwicklung des Eigenen und die Gestaltung eigener Lebensentwürfe ist: wie spannend es für die jungen Menschen ist, andere Blickwinkel kennenzulernen, eigene Sichtweisen zu Verfügung zu stellen und wie sich durch den Blick auf die Vielfalt das Empfinden bezüglich persönlicher Möglichkeiten zur Gestaltung steigert, wie die Empathie Anderen gegenüber steigt, die gegenseitige Wertschätzung zu Tage tritt und sich Vertrauen, Zutrauen und eine tragfähige Basis entwickeln.
Diese Herangehensweise und Haltung muss aber in verschiedenen Settings oft erst gelernt werden. Ich glaube aber, dass dieses „interessierte und bewertungsfreie Schauen“ eine ganz grundlegend hilfreiche Fähigkeit und Kompetenz im Leben ist und hilft, sein Gegenüber wahrnehmen zu lernen, in Austausch zu gehen, Toleranz zu üben und Wertschätzung handlungsweisendes Prinzip werden zu lassen. Diese Haltung würde ich mir in und für unsere ganze Gesellschaft sehr wünschen. Auf dieser Basis kann, wie ich meine, viel in Bewegung kommen, exemplarisch nenne ich folgende Themen:
Umgang mit Egoismus, Einsamkeit, Bindung, Vertrauen, Individualismus und Kollektivismus. Umgang mit persönlicher Absicherung und Flexibilität, Umgang in der Arbeitswelt mit dem Wert von Arbeitskraft über nationale Grenzen hinweg, Umgang mit Individualisierung, Flexibilisierung, Umgang mit natürlichen Ressourcen, mit Lebensbedingungen in Bezug auf Wohnraum, finanzieller Mittel und gesundheitliche Absicherung, Umgang und Wertschätzung von bezahlter und unbezahlter Arbeit und noch viele andere Themen mehr.
Zur Person:
Mag.a Dr.in Karin Willinger-Rypar, MSc ist Leiterin des Zentrums für Interreligiöses Lernen, Migrationspädagogik & Mehrsprachigkeit an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz.