„Kirche, nahe bei den MENSCHEN ...“
Katholische Frauenbewegung. Feministische Theologie. Frauenpriestertum.
Das waren meine ersten Assoziationen, als ich mich, ausgehend von der Aufforderung, dieses Statement zu schreiben, wieder einmal konkret mit dem Thema „Frau und Kirche“ auseinandersetzte.
Denke ich zurück an mein Studium der Theologie an der KU Linz, fällt mir der Titel der ersten Proseminararbeit ein, die ich geschrieben habe: „Frauenalltag im biblischen Jerusalem“. In einigen Seminaren und Vorlesungen wurde ich dazu angeregt, mich mit einer „weiblichen Sicht“ auf Theologie, Glauben und die Bibel zu beschäftigen. Ich engagierte mich „sogar“ im Kollektiv GleichGültig, einem Studierendenkollektiv der KTU, das sich im Wintersemester 2009/10 mit der Absicht zusammenfand, dem wissenschaftlichen Schaffen von Frauen im Bereich Philosophie, Theologie und Kunstwissenschaft zu mehr Aufmerksamkeit im akademischen Diskurs zu verhelfen.
Und doch (oder trotzdem) ...
Ich bin kein Mitglied der Katholischen Frauenbewegung. Via Facebook verfolge ich allerdings deren Tun mit und bin beGEISTert von deren vielseitigem Aktivitäten und Aktionen. „I like“, wie man im Facebook-Jargon zu sagen pflegt.
Und doch (oder trotzdem) ...
Ich würde mich selbst nicht als feministische Theologin bezeichnen. Vielleicht weil ich mich auch nie persönlich auf Grund meines Frau-seins in der Kirche diskriminiert gefühlt habe. Ich war Ministrantin und übte unterschiedliche ehrenamtliche Tätigkeiten in meiner Heimatpfarre, der Dompfarre, aus. Als Kind, als Jugendliche, als MENSCH.
Freilich ...
Für den Priesterberuf war ich „im Mutterleib schon nicht berufen“, wie mir ein Studienkollege einmal provokant entgegnete, und Kommentare wie dieser machen eine konsequente und fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema „Frau und Kirche“ meiner Meinung nach dringend notwendig.
Und doch (oder trotzdem) ...
Für mich liegt das Wesentliche meines Engagements in der Katholischen Kirche in meinem Glauben. Meinem Glauben an den dreieinen Gott. Ein Gott, der MENSCH geworden ist. Der den MENSCHEN als Frau und als Mann geschaffen hat. Ein Gott, der sich für die MENSCHEN geopfert hat, gestorben ist, auferstanden ist. Der zu Glaube, Hoffnung und Liebe führen will.
Dieser Glaube lässt mich meine Umwelt als Schöpfung und meine Mitmenschen, ALLE Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer Religionszugehörigkeit, ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Geschlechts, als von Gott geliebt und gewollt begreifen. Aus diesem Glauben, dieser Überzeugung heraus, gestalte ich meinen Alltag, meine Freizeit und auch meine Arbeit.
Vielleicht sind meine Texte „blumiger“ geschrieben als die meiner männlichen Kollegen. Vielleicht ist es eine „weibliche Eigenart“ von mir und meiner Kollegin, dass wir beide gerne einzelne Worte oder Wortteile in Blockbuchstaben schreiben. Vielleicht ist das aber auch „nur“ unsere individuelle Eigenart.
Die Individualität jedes einzelnen MENSCHEN wirkt zusammen und bildet das Team der Digitalen Kommunikation, die Kollegenschaft, die Gemeinschaft im Bischofshof. Männer und Frauen, die ihren Glauben verschriftlichen, bebildern und sich aus ihrem persönlichen Glauben heraus für die Katholische Kirche, für eine Kirche nahe bei den MENSCHEN, einsetzen.
MENSCHEN, die ich meine FREUNDE nenne. MÄNNER und FRAUEN, die meinen Glauben beeinflussen, tragen und aus ihrem Glauben heraus „ihre Kirche“/„meine Kirche“ gestalten.
Die Individualität jedes EINZELNEN Menschen wirkt zusammen und bildet EINE Katholische (= Allgemeine) Kirche.
Zur Person:
Isabella Unfried ist Pfarrsekretärin in der Pfarre Linz-Heilige Familie und Dekanatssekretärin des Dekanats Linz-Mitte.