„Partizipation ohne Frauen in der Kirche ist undenkbar ...“
Warum ich mich als Frau in der Katholischen Kirche engagiere und einbringe ...
… weil ich …
- seit meiner Kindheit das Leben in der Kirche mit ihren Traditionen als große Gemeinschaft erlebe. Von Kindesbeinen an wurde ich von meiner Oma mit dem christlichen Glauben sowie seinen Werten vertraut gemacht. Auch der Besuch einer katholischen Schule prägte mein Leben und meine Haltungen im Positiven.
- in den Berufsgemeinschaften (Pfarrsekretärinnen und Pfarrsekretäre, Mesner*innen, Pfarrhaushälterinnen) für die ich als diözesane Referentin Ansprechpartnerin, Beraterin, aber auch aufmerksame Zuhörerin bin, Zusammenhalt, Solidarität, Wertschätzung und sinnstiftendes Tätigsein in Verbundenheit erlebe.
- von Gott mit Begabungen, Talenten und Potentialen beschenkt wurde, die ich ganzheitlich entfalten möchte. So kann ich als Christin wachsen und reifen.
Themen, die mir als Frau unter den Nägeln brennen ...
Die weibliche Seite der Kirche – feminine Substantive, die Menschen mit Kirche in Verbindung bringen:
Christinnen und Christen sind das Herz der katholischen Kirche. In den Pfarren begegnen wir Frauen, die hervorragende und kompetente Arbeit leisten: Seelsorgerinnen, Beauftragte des Seelsorgeteams, Lektorinnen, Kommunionhelferinnen, Wortgottesdienstleiterinnen, Mitglieder in den unterschiedlichen Gremien des Pfarrgemeinderates, Religionslehrerinnen, Katechetinnen für die Erstkommunion- und Firmvorbereitung, Ministrantinnen, …. Die Pfarrsekretärinnen stehen mir durch meine berufliche Tätigkeit als diözesane Referentin dieser großen Berufsgemeinschaft besonders nahe. Sie stellen die erste Anlaufstelle dar, wenn es um die Sorgen und Nöte rund um das Pfarrgemeindeleben geht.
Eine Partizipation ohne Frauen in der Kirche ist undenkbar. Es braucht die Synergien zwischen weiblicher und männlicher Perspektive.
Frauen dürfen in der römisch-katholischen Kirche beraten und mitentscheiden. Ihre Unterschrift fehlt jedoch auf den offiziellen Kirchendokumenten.
Ich wünsche mir von der Amtskirche, dass …
- Frauen und Männer gleichbehandelt werden – vor Gott sind alle Menschen gleich!
- sie Frauen ermöglicht, ihre wahre Berufung leben zu können.
- sie mutig und visionär handelt.
Diese gesellschaftspolitischen Themen stehen meiner Meinung nach jetzt an ...
„What do we want? Climate Justice! When do we want it? Now!“ Wer kennt diesen fordernden Demospruch der Fridays for Future-Demonstrationen nicht? Allen voran Jugendliche, Kinder, Schüler*innen, Studierende aber auch Menschen allen Alters fordern Klimagerechtigkeit. Die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg forderte die Notbremse zu ziehen. Die biblische Schöpfungsgeschichte gibt uns Menschen den Auftrag, den Garten Eden zu „bebauen“ und zu „bewahren“.
Ein winziger, unsichtbarer Gegner, genannt Coronavirus Sars-CoV-2, löste einen noch nie dagewesenen Shutdown der Weltwirtschaft aus. Die Reset-Taste wurde gedrückt. COVID-19 explodierte genau auf jenem Kontinent – einem der Hochburgen für die Produktion von Billigkonsumgütern. Flugzeuge bleiben am Boden – Massentourismus ade. Mutter Erde bekommt ihre wohlverdiente Verschnaufpause. Der multikausale Zusammenhang und der daraus resultierende Kollateralschaden in existentieller, ethischer, kirchlicher, ökonomischer, medizinischer, psychosozialer und auch sozialpolitischer Hinsicht werden kaum konstatiert und diskutiert.
Mit viel Kreativität werden neue Formen der Seelsorge entwickelt und angeboten, da das gemeinsame Beten und Singen, das Teilen von Gottes Wort, das Feiern in der großen Gemeinschaft derzeit nicht möglich ist. Ich sehe dies als Chance, aber auch als Herausforderung für unseren geplanten Zukunftsweg.
Die Kluft zwischen den Bevölkerungsschichten wird noch prekärer und vergrößert sich durch die Corona-Krise noch weiter – vor dem Virus sind nicht alle gleich!
Auch die Chancengleichheit in der Bildung sehe ich als essentielles gesellschaftspolitisches Thema. Gerade jetzt in Zeiten von Homeschooling bzw. Distance Learning sind sozial benachteiligte Schüler*innen und Eltern klar im Nachteil. Anstatt diese Milieugrenzen zu überwinden, werden diese noch verhärteter.
Ich wünsche mir …
- mehr Zusammenhalt und Solidarität – weniger Egoismus
- mehr Nächstenliebe – weniger Narzissmus
- mehr Offenheit (Offenbarung) – weniger Vor(ver)urteilungen
- mehr Wohlwollen und Empathie – weniger Neid
- mehr Chancengleichheit – weniger Diskriminierung
- mehr Aufgeschlossenheit für alle Kulturen und Religionen
- dass der zunehmende Absolutheitsanspruch dem Gemeinsinn weicht.
Was mich beGeistert und mir Kraft gibt ...
Ruhe, Besinnung aber auch Reflexion in komplexen Situationen finde ich im Gebet, das dem Theologen und Philosophen Reinhold Niebuhr zugeschrieben wird:
„Gott, gib mir die Gnade,
mit Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.“
Diese Zeilen habe ich meiner Tochter in ihr Poesiealbum geschrieben und das Gebet hängt auch auf meiner Pinnwand im Büro.
Zur Person:
Mag.a Ines Schaupp-Steinhäusl ist Referentin im Fachbereich Verwaltung in Pfarren des Bereichs Pfarre & Gemeinschaft.