„In Gott verwurzelt und der Welt zugewandt ...“
„Gegenüber dem Ruf Jesu gibt es nicht 'die Antwort', die typische Antwort.
Für jeden Menschen gibt es alle Tage eine Antwort, die richtig ist.“
(Madeleine Delbrêl, 1962)
Warum ich mich als Frau in der Katholischen Kirche in Oberösterreich engagiere und einbringe ...
In erster Linie sehe ich mich in der katholischen Kirche als Mensch, das hängt sicher damit zusammen, dass mein kirchliches Engagement bereits als Volksschulkind begann. Erst später wurde mir bewusst, wie diffizil sich das Verhältnis von Kirche zu Frau bzw. Frau-Sein gestaltet.
Ich engagierte und engagiere mich weiterhin, weil ich das Christentum als zutiefst befreiende Botschaft verstehe, weil ich gelernt habe, mich als wertvoll – als Tochter Gottes – zu sehen und weil ich denke, dass gerade die patriarchalen Verformungen nur durch engagierte Frauen von innen her aufgebrochen werden können.
Themen, die mir als Frau unter den Nägeln brennen ...
Mein Gerechtigkeitssinn schlägt Alarm, wenn ich mir die Lebensrealitäten von Frauen genauer ansehe, global, aber auch hier bei uns: Das beginnt bei der ungerechten Verteilung von Besitz und Vermögen, bei der Ungleichverteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit in unserer Gesellschaft – Stichwort CARE-Arbeit. Gesamtgesellschaftlich unverzichtbare Arbeit wird schlecht oder gar nicht entlohnt und für viel zu viele Frauen endet dieses System in Altersarmut.
Ungerechtigkeit besteht auch dort, wo Frauen noch immer ihren Platz von Männern diktiert bekommen – direkt oder subtil – und auf ihre Rolle als Dienende, Mutter, Dazuverdienerin, etc. reduziert oder gar als Sexualobjekt verzweckt werden. Und sehr besorgt macht mich die Überzeugung vieler junger Frauen, Gleichberechtigung sei selbstverständlich ... jegliche rechtliche, gesellschaftliche und finanzielle Gleichstellung musste hart erkämpft werden und kann sehr schnell wieder verloren gehen – sie ist erst ein Wimpernschlag in der Geschichte!
Diese gesellschaftspolitischen Themen stehen meiner Meinung nach jetzt an ...
Ganz grundsätzlich ist zu fragen: Wie kann eine Welt-/Wirtschaftsordnung gestaltet werden, die Gleichheit fördert und dadurch ein friedliches, ein solidarisches Miteinander ermöglicht? Wie gelingt es, das Fremde/die Fremden nicht als Bedrohung zu sehen? Wie kann Ausbeutung gestoppt werden, das Leben auf Kosten anderer und zu Lasten der Zukunft? Wie lässt sich das einseitige Bild vom Mensch als „Wolf“ in den Köpfen korrigieren?
Der Menschen ist mehr als ein von Gier gesteuerter Konkurrent seines Mitmenschen. Er ist auch kooperationsfähig, lernfähig, friedfertig, liebensfähig, hoffnungsvoll, geschwisterlich ... so ein Menschenbild spricht dem/der Anderen Würde zu und bildet die Voraussetzung für ein gutes Leben für alle... und: entsprechende Haltung führt zu entsprechender Handlung.
Was oder wer mich beGEISTert und mir Kraft gibt, damit Kirche lebendig wird und in Bewegung bleibt ...
Da haben wir mit unserem Christentum eine Botschaft von enormer Sprengkraft, eine Befreiungs-Botschaft, die Gerechtigkeit und ein Leben in Fülle zum Ziel hat und leider gelingt es der Kirche – uns – oft so wenig, dieser frohen Botschaft konkretes Leben einzuhauchen.
Es ist mir wichtig, mich hier ein Stück weit als „Übersetzerin“ zu versuchen: gleichzeitig in Gott verwurzelt und der Welt zugewandt, möchte ich jenen Teil der Botschaft Jesu leben und umsetzen, den ich verstanden habe – mitten im Alltag, unter den Menschen, die mir HIER und HEUTE begegnen. Denn wo auch immer wir hingehen, Gott ist immer schon vor uns da und „mit meinem Gott überspringe ich Mauern!“ (Ps 18,30b)
Zur Person:
Mag.a Elisabeth M. Zarzer ist Referentin im Team Mensch & Arbeit des Fachbereichs Arbeitswelten und Begegnungsräume im Bereich Seelsorge & Liturgie.