„Gemeinsam können wir Kirche und Glaube gestalten!“
Warum ich mich als Frau in der Katholischen Kirche in Oberösterreich engagiere und einbringe ...
„Was willst du, dass ich dir tun soll?“ – So oder so ähnlich lautete die Frage von Jesus an den offensichtlich blinden Menschen, der ihm gegenüberstand. Jesus fragte nach und handelte nicht einfach nach dem, was ihm beim ersten Blick in den Sinn kam. Für manche vielleicht ein Umweg, ein Verzögern einer guten Tat oder reine Zeitverschwendung – für mich ein bewusstes Hinhören, was mein Gegenüber möchte. Das Wahrnehmen des Menschen, der mit mir im Gespräch ist – ein Einlassen auf jemanden. Vielleicht braucht dieser Mensch ja etwas ganz anderes – etwas an das ich im ersten Moment nicht denke, das mir nicht sofort ins Auge sticht. Dies ist eine Grundhaltung, die mir im Alltag sehr wichtig geworden ist. Mir geht es in meinem Tun nicht nur um das Hinhören, ich will auch Hinsehen, Hinspüren, Mitfühlen und auch mal aufzeigen, wo es mieft und daher Veränderungen stattfinden sollen. Ein Wahrnehmen mit allen Sinnen um im Sinne des Gemeinwohls zu Handeln – das ist es, was für mich Christinsein ausmacht.
Diese Haltung habe ich selbst bei der KJL erlebt, vor allem auf den Sommerwochen auf der Burg Altpernstein, bei den Pfingsttreffen und beim Monatskurs. Dort lernte ich viele inspirierende und vom Glauben begeisterte Menschen kennen. Das hat mich geprägt und mir wurde immer mehr klar: Kirche ist für mich nicht nur eine Institution, nicht nur ein Gebäude, Kirche sind für mich die Menschen, die sich mit all ihren vielfältigen Talenten engagieren, Kirche ist Gemeinschaft. Die Menschen liegen mir am Herzen und auch die frohe Botschaft des Evangeliums – das alles ist es, warum ich in der Katholischen Kirche tätig bin.
Themen, die mir als Frau unter den Nägeln brennen – und gesellschaftspolitische Themen, die meiner Meinung nach jetzt anstehen ...
Jeden Tag merke ich, wie viele negative und bedrückende Nachrichten auf mich einprasseln – und ich spüre meine Ohnmacht. Bei vielem kann ich auf den ersten Blick nichts tun – ich kann keine Kriege beenden, Menschen nicht zu Offenheit und Toleranz verändern, die Klimakrise stoppen oder …
Bei diesen großen und weltbewegenden Themen würde ich mir von der Kirche eine klarere Position, klarere Worte sowie konkrete Taten wünschen, um eine nachhaltige Veränderung anzustoßen. Denn ich glaube, wir sollten zu unseren christlichen Werten stehen – auch wenn wir uns damit aussetzen und Kritik hervorrufen. Wir sollten für Nächstenliebe, Schöpfungsverantwortung und Gleichberechtigung einstehen und uns für ein Umdenken und für Veränderung einsetzen. Dies sind doch genau die Themen, die unsere Gesellschaft und somit die Menschen bewegen.
Ich selbst nehme mich dabei gar nicht aus. Ich kann nicht für alle da sein und alles lösen, doch ich kann in meinem Umfeld die Welt verändern, in dem ich christliche Werte (vor)lebe, aufs Klima schaue und mit dem Zug fahre, bewusst einkaufe, für Benachteiligte einstehen, mich klar zu meiner Meinung bekenne – auch wenn es bei einigen nicht gut ankommt, … Und damit bin ich nicht allein, denn viele setzen sich in unserer Diözese für den Glauben, die Pfarrgemeinde, für Mitmenschen, für soziale Projekte, fürs Klima, für die LGBTQ*Bewegung … ein. Manche tun dies in ihrem Beruf und viele Tausende machen dies ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Sie leiten Pfarrgemeinden, gestalten Gottesdienste, sind zum Gespräch da, helfen, wo sie nur können, … sie gestalten unsere Kirche und zeichnen ein buntes Bild unseres Glaubens. Das ist es, was mir immer wieder Hoffnung und Zuversicht gibt, denn gemeinsam können wir Kirche und Glaube gestalten und die Welt verändern.
Was mich beGEISTert und mir Kraft gibt, damit Kirche lebendig wird und in Bewegung bleibt ...
Das sind zum einen die Menschen, die mit vielen Ideen und ihren Talenten unsere Kirche gestalten und ihren Glauben leben.
Kraft gibt mir die Natur, das Unterwegssein unter freiem Himmel und das Durchatmen an der frischen Luft nach so manch langem Tag oder einfach mal in der Sonne sitzen und das Leben genießen. Auch meine Familie schenkt mir immer wieder Kraft, wir lachen miteinander, reden, reisen, kochen, … und das trägt mich durch schwere oder anstrengende Zeiten.
BeGEIStert bin ich vom Heiligen Geist, der so manches durcheinanderbringt, neue Wege aufzeigt und oft Ungeahntes zu Tage bringt. Immer wieder mache ich die Erfahrung, dass das Vertrauen auf einen guten Geist weiterhilft und manches sich einfach löst oder anders als gedacht und doch gut wird. Da merk ich dann immer wieder, wie gut es tut zu wissen, dass ich nicht alles allein bewerkstelligen muss. Es ist jemand da, der diesen Weg mit mir geht und auf den ich vertrauen kann. Auch wenn ich mir dessen nicht immer bewusst bin, Gott ist da und geht diesen Weg mit mir – mit uns – ob im Sturm am See oder beim bedrückenden Heimweg der Emmausjünger.
Zur Person:
ela Klein ist Referentin für Ehrenamtsförderung im Fachbereich Ehrenamt & Pfarrgemeinde sowie Referentin für Begegnungsräume im Team Begegnungsräume für junge Menschen.