„Zeichen setzen, etwas bewegen und auch manches verändern ...“
Warum ich mich als Frau in der Katholischen Kirche in Oberösterreich engagiere und einbringe …
Weil die Katholische Kirche in OÖ. einen unverzichtbaren Beitrag zur Gestaltung unserer Gesellschaft und Lebenswelten leistet. Ohne den „weiblichen Anteil“ von uns Frauen würde dieser Beitrag wohl ganz anders ausschauen. Durch meine Arbeit in der Pfarre kann ich in Bereichen, die mir wichtig sind, Zeichen setzen, etwas bewegen und auch manches verändern.
Themen, die mir als Frau unter den Nägeln brennen …
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Als Pfarre sind wir Träger von zwei Kindergärten in Ebensee und der Spagat, den Familien (und leider immer noch besonders die Mütter) machen müssen, um Beruf, Familie und persönliche Interessen unter einen Hut zu bekommen, ist enorm.
Bei den Diskussionen rund um außerhäusliche Kinderbetreuung habe ich oft das Gefühl, dass die Bedürfnisse der Kinder vergessen oder ausgeblendet werden. Hier braucht es noch ganz viel Diskussion und neue Wege. Und vor allem Männer, die sich auf den Weg machen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Die vielen Gesichter von Armut
Bei uns in der Pfarre schauen wir besonders auf benachteiligte Familien. Kinder, die dort aufwachsen, haben nicht die gleichen Chancen (Bildung, Gesundheit, …) wie Kinder aus finanziell gut abgesicherten Familien mit einem guten Netzwerk.
Wir schaffen es als Gesellschaft nicht oder nur unzureichend, Chancen gerechter zu verteilen. Manchmal scheitert es an finanziellen Mitteln, oft aber an Strukturen, die nicht flexibel genug sind. Da sind wir als Kirche und Pfarre, aber auch als Einzelpersonen gefordert, hinzuschauen und gegenzusteuern.
Diese gesellschaftspolitischen Themen stehen meiner Meinung nach jetzt an …
Familienfreundliche Gesellschaft
Anstatt permanent das Familienleben an die (familienfeindlichen) Anforderungen der Berufswelt anzupassen, wünsche ich mir den gegenteiligen Ansatz: als Gesellschaft zu schauen, was Familien brauchen, damit Kinder gut aufwachsen können, und dann die entsprechenden Voraussetzungen in der Wirtschaft, aber auch z.B. im Bildungssystem oder bei der Verkehrsplanung (Stichwort: öffentlicher Verkehr) zu schaffen.
Als Pfarre und Kirche müssen wir die sich verändernden Lebenswelten und damit auch anderen Bedürfnisse der Menschen akzeptieren und uns darauf einstellen. Als Gesellschaft brauchen wir die Einsicht, dass ein gutes Leben (insbes. für Kinder) nicht nur von materiellem Wohlstand abhängt. Kinder sind unsere Zukunft, deshalb sollten wir sehr genau schauen, welche Werte ihnen vermittelt und vorgelebt werden. Als Christen haben wir auf dem Gebiet sehr viel zu bieten und brauchen unser Licht nicht unter den Scheffel zu stellen.
Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit, z.B. bei der Mobilität
Das Auto ist bei uns eine heilige Kuh und bei Planungen ist der Individualverkehr die bestimmende Größe. Dabei würde es uns allen (als Einzelpersonen aber auch als Gesellschaft) so guttun, wenn das Tempo auf ein „menschliches Maß“ reduziert würde, d.h. wenn Fuß- und Radverkehr zunähmen, wenn Ortszentren wieder mit Menschen belebt, statt mit Autos zugeparkt würden und wenn dort wieder Platz für spielende Kinder wäre.
Gerade Menschen, denen es nicht so gut geht, fallen beim „immer schneller“ durch den Rost, bleiben auf der Strecke. Damit tun wir uns als Gesellschaft nichts Gutes. Für mich ist das Thema Verkehr stellvertretend für andere Themen ein gutes Beispiel, wie mehr Nachhaltigkeit auch aus sozialer Sicht Verbesserungen bringt. Wenn das Autofahren unattraktiver wird und der öffentliche Verkehr bzw. die Voraussetzungen für Fuß- und Radverkehr attraktiver, dann profitieren davon nicht nur Menschen, die kein eigenes Auto haben. Und mit Blick auf das Weltklima sind Entscheidungen in Richtung nachhaltiger, zukunftsfähiger Mobilität ohnehin überfällig!
Was mich beGEISTert und mir Kraft gibt, damit Kirche lebendig wird und in Bewegung bleibt …
Die Heilige Teresa von Avíla soll zu ihren Mitschwestern einmal gesagt haben: „Wenn euch der Gehorsam viele äußere Verpflichtungen auferlegt, etwa in der Küche, dann sollt ihr wissen, auch zwischen den Kochtöpfen wandelt der Herr.“
Als Pfarrangestellte habe ich vor allem mit Verwaltungsaufgaben und mit „Zwischenmenschlichem“ (Ehrenamtliche, Menschen in Not, ältere Menschen, Eltern, …) zu tun. Bei meiner Arbeit fühle mich getragen vom Glauben daran, dass Gott mich im Alltag begleitet und sich was dabei gedacht hat, als ich im Pfarrbüro gelandet bin.
In der Pfarre begegnen mir tagtäglich Menschen, die – fest verankert im Glauben – oft schwierige Schicksale meistern und die dort, wo sie „hingestellt“ werden, die Welt ein Stück heller machen. Das wirkt oft wie ein Motor und stärkt mir den Rücken für meine Arbeit mit ihren Höhen und Tiefen.
Ich bin überzeugt davon, dass ich einen christlichen Grundauftrag habe, die Talente und Fähigkeiten, die mir geschenkt wurden, zum Wohl der Gesellschaft einzusetzen. Wenn ich zum Beispiel bei meiner Arbeit mit und für Familien in Ebensee erlebe, wie sich mit scheinbar kleinen Hilfestellungen Situationen zum Besseren wenden, wie Lösungen für Probleme auftauchen oder wie Perspektiven entstehen, wo vorher nur Elend war, bestätigt und motiviert mich das ungemein.
Zur Person:
Christa Tatár engagiert sich in der Pfarre Ebensee-Roith und ist Regionalverantwortliche der Pfarrsekretär:innen in der Region Salzkammergut (Dekanate Gmunden und Bad Ischl).