„Für Menschen in schwierigen Lebenssituationen da sein ...“
Warum ich mich als Frau in der Katholischen Kirche in Oberösterreich engagiere und einbringe ...
Ich wurde – für damalige Begriffe – ganz klassisch katholisch sozialisiert: Taufe, Erstkommunion, Ministrantin, Firmung, Jungschargruppenleiterin, Katholische Jugend. Es sind viele schöne Erinnerungen und einige enge Freundschaften, die aus dieser Zeit geblieben sind.
Im Zuge von Studium und Berufstätigkeit reduzierte sich mein Engagement – auch auf Grund der räumlichen Entfernung von meiner Heimatpfarre. Dann las ich eine Stellenanzeige der TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142: Eine Referentin für das neue Projekt „ElternTelefon“ wurde gesucht. Ich bewarb mich und erhielt die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Vor dem Beginn des Termins blieben mir noch ein paar Minuten. Auf dem Platz hinter dem Ars Electronica Center fand gerade der Soundcheck für ein Konzert statt. Ich stand da, blickte auf die Donau, lauschte der Musik und hatte plötzlich das Gefühl, angekommen zu sein. Dies verstärkte sich noch, als ich die Räumlichkeiten der TelefonSeelsorge betrat. Hier herrschte und herrscht ein besonders Flair, eine – auch räumliche – Atmosphäre des Willkommenseins und der Zuversicht. Ich bekam die Stelle und bin nun seit mittlerweile mehr als zehn Jahren als Referentin tätig.
Mir ist es wichtig, einer Arbeit nachzugehen, die mich inhaltlich erfüllt, mir sinnvoll erscheint und die die Welt ein kleines bisschen besser macht. Für Menschen in Krisen und schwierigen Lebenssituationen da zu sein, sehe ich als Grundaufgabe der katholischen Kirche, für die ich mich sehr gerne engagiere.
Themen, die mir als Frau unter den Nägeln brennen ...
Ganz grundsätzlich finde ich das Festhalten an alten, oftmals patriarchalischen Hierarchien samt deren Kommunikationsstilen und Entscheidungsmustern sehr kräfteraubend bis demotivierend.
Seit Beginn der Pandemie beschäftigen mich verstärkt die psychische Mehrfachbelastung („mental load“) und die gesellschaftliche Geringschätzung der Care-Arbeit von Frauen.
Eine sehr bedenkliche Entwicklung finde ich zudem die geschönte Rund-um-die-Uhr-Selbstinszenierung in den digitalen Medien und ihre Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Mädchen und Frauen.
Diese gesellschaftspolitischen Themen stehen meiner Meinung nach jetzt an ...
Die Positionierung der katholischen Kirche als Ort der Inspiration und Zuversicht, des psychischen und spirituellen Auftankens. Seit mehr als zwei Jahren erleben wir eine massive weltweite Krise, von Putins Einmarsch in der Ukraine ganz zu schweigen! So viele Menschen suchen Zuflucht u.a. in esoterischen Kreisen, alle auf der Suche nach Halt und Orientierung. Wie kann es gelingen, Menschen wieder für Kirche zu begeistern?
Wichtig fände ich weiters vermehrte Investitionen in die psychische Gesundheit, vor allem von Kindern und Jugendlichen, die Stärkung der gesellschaftlichen Medienkompetenz, um mit den umfassenden Folgen der Digitalisierung verantwortungsvoll umgehen zu können, und die Umsetzung der Klimaziele.
Was oder wer mich beGEISTert und mir Kraft gibt, damit Kirche lebendig wird und in Bewegung bleibt ...
Die Einkehr in eine Kirche, im Idealfall, wenn der/die Organist:in probt ;-).
Sakrale Räume und Kirchenmusik lassen mich ruhig und zuversichtlich werden.
Zur Person:
Mag.a Barbara Lanzerstorfer-Holzner ist Referentin bei der TelefonSeelsorge Oberösterreich – Notruf 142 und betreut dort insbesondere das Elterntelefon, die Hebammensprechstunde und MoN – Mütter ohne Netz.