„Glaube, der himmelt und erdet“
Warum ich mich als Frau in der Katholischen Kirche in Oberösterreich engagiere und einbringe...
Kirche ist Heimat für mich, von Kindheit an. In meiner Heimatpfarre in Linz-Christkönig hatte ich das Glück, Seelsorgerinnen und Seelsorger zu erleben, die Weite ermöglichten und es verstanden, BeGEISTerung zu wecken. Immer wieder durfte ich in unterschiedlichen Lebensphasen Menschen begegnen, die dem liebenden Gott ein Gesicht gegeben haben und ihren Weg ganz selbstverständlich mit Gott gegangen sind.
Glaube und Leben ist für mich nicht zu trennen – und so war es immer mein Wunsch, mich hauptberuflich in der Kirche zu engagieren, weil Beruf für mich auch immer mit Berufung zu tun hat. Was mir tragender Grund im Leben ist, was mir geschenkt wurde, möchte ich mit anderen teilen – im Alltag, im kirchlichen Ehrenamt und in meinem beruflichen diözesanen Umfeld.
Themen, die mir als Frau unter den Nägeln brennen und die meiner Meinung nach jetzt anstehen...
Das große Thema ist für mich ein Leben in Würde für alle Menschen, von der Empfängnis bis zum Tod. Dieses Thema spiegelt sich in vielen aktuellen Diskussionen, etwa zum Fortpflanzungsmedizingesetz oder zur Sterbehilfe. Ein Leben in Würde bedeutet auch: gelebte Gleichstellung von Frauen und Männern, gerechte Verteilung der Güter, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, ein Leben ohne Gewalt und Abhängigkeit, ein wertschätzendes Miteinander in Gesellschaft, Kirche und im persönlichen Bereich, bei Kindern die Förderung der Stärken statt permanenter Defizitorientierung …
Leben in Würde heißt, Mensch sein dürfen, unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht, Gesundheit/Krankheit, Alter, Arbeitsfähigkeit, Bildungsstand, … Dafür gilt es die Stimme zu erheben – diese unverlierbare Würde jedes Menschen müssen wir ChristInnen immer wieder einfordern und schützen und dabei auch unbequem sein.
In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder schmerzlich, wie geschiedene wiederverheiratete Menschen darunter leiden, keine „vollwertigen Mitglieder“ der Kirche zu sein. Ich wünsche mir einen barmherzigeren Umgang der Amtskirche mit dem Scheitern von Beziehungen und eine liebevolle, heilsame Begleitung dieser Menschen.
Was oder wer mich beGEISTert und mir Kraft gibt, damit Kirche lebendig wird und in Bewegung bleibt...
Mir ist wichtig, immer wieder zur Quelle zu gehen, meine Gottesbeziehung zu pflegen und lebendig zu halten. Damit mache ich mir auch bewusst: Ich bin nur der Brunnen, der weiterschenkt. Es ist entlastend zu wissen: Es kommt auf mich an, aber es hängt nicht alles von mir ab. Ich leiste meinen Beitrag, bringe mich mit meinen Fähigkeiten ein – aber es ist Gott, der wirkt und der seine Kirche begleitet.
Grundlage für mein Tun ist mein Glaube an einen Gott, der jeden Menschen bedingungslos liebt, vor jeder Leistung, der mich annimmt und bejaht, so wie ich bin. Ich denke, diese Botschaft ist in unserer heutigen Leistungsgesellschaft wichtiger denn je. Ich bin dankbar, dass wir ChristInnen einen personalen Gott haben, ein liebendes Du, ein Gegenüber. Die größte Zusage ist für mich der Gottesname JAHWE, den Martin Buber übersetzt mit: „Ich bin da, wo du bist.“ Mich begleitet das Bild von der Hand Gottes unter meinem Leben – und ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich nie tiefer fallen kann als in diese liebende Hand.
Ermutigend auf meinem Glaubensweg und in meiner Arbeit sind Menschen – darunter viele Frauen –, die durchlässig, durchscheinend sind für Gott und ein hörendes, weites Herz haben. Wichtige Wegbegleiterinnen sind für mich die Marienschwestern vom Karmel, die mir spirituelle Heimat schenken und die so „gehimmelt und geerdet“ sind. Diese geerdete Herzlichkeit erlebe ich auch in anderen Frauenorden. Wegweiser sind für mich auch Menschen, die trotz ganz schwerer Lebenssituationen an Gott festhalten und im Vertrauen auf ihn weitergehen – und dabei Freude und Herzlichkeit ausstrahlen.
Zur Person:
Mag.a Barbara Eckerstorfer ist Teamleiterin (Team Unternehmenskommunikation) im Fachbereich Kommunikation des Bereichs Verkündigung & Kommunikation.