„Die Botschaft Jesu fasziniert mich immer mehr ...“
Warum ich mich als Frau in der Katholischen Kirche in Oberösterreich engagiere und einbringe ...
Für mich ist die Kirche seit meiner Kindheit ein Ort, an dem vieles möglich ist und wo ich meine Talente und Fähigkeiten einbringen und entfalten kann. Ich hatte das Glück, schon in meiner Kindheit und Jugend Seelsorger*innen kennenzulernen, die die Vision einer geschwisterlichen Kirche aller lebten. Sie hielten daran fest, trotz aller daraus erwachsenden Schwierigkeiten mit einer Klerikerkirche, die die Laien mehr oder weniger tolerieren musste, weil ihnen sonst das Fußvolk gefehlt hätte. Als junge Frau in meinen ersten Dienstjahren war ich immer wieder Anfeindungen ausgesetzt und mit Problemen konfrontiert – so drang ich z.B. als erste Frau und Laiin in die Pastoralkonferenz ein, die damals nur aus Klerikern bestand und löste bei manchen große Angst aus, die sie hinter lautem Protest gegen mein Dasein versteckten. Ohne das Wissen, dass es den meisten so ging, egal ob Laie oder Priester, die von einer anderen Kirche träumten, wäre ich wohl nicht mehr im Dienst der Kirche. Besonders Altbischof Maximilian Aichern, Frau Dr. Monika Nemetschek und mein örtlicher Dienstvorgesetzter Pfarrer Franz Schobesberger haben mich bestärkt und ermutigt, mir die Freude an meiner Arbeit in der Kirche nicht nehmen zu lassen. Ich durfte erleben, wie sich die Dinge änderten – auch wenn wir heute noch immer weit hinter dem zurückliegen, was eigentlich möglich und für eine lebendige Kirche der Zukunft nötig wäre – es erforderte immer Mut und Gespür dafür, was gerade not-wendig war, um den nächsten Schritt tun zu können. Gerade in der Kirche von Oberösterreich fühlte ich mich dabei die meiste Zeit gut begleitet und gestärkt. Es freut mich, dass heute vieles selbstverständlich möglich ist, wofür ich mich eingesetzt habe. Das gibt mir gerade in der aktuellen Situation Mut und Zuversicht, nicht aufzugeben und die Dinge, die uns Frauen betreffen und unter denen viele von uns leiden, anzusprechen und Veränderungen einzumahnen. Vor kurzem hörte ich eine Predigt von Abt Lukas Dikany im Radio, bei der er unser aller Berufung auf den Punkt brachte: „Unser Auftrag als Christen ist es, Heil-Land zu schaffen.“ Das ist eine Aufgabe, die mich zutiefst erfüllt und mit Freude und ungebrochener Begeisterung mit den Menschen das leben lässt, was ich vom Evangelium verstanden habe.
Themen, die mir als Frau unter den Nägeln brennen ...
Wir beklagen den Rückgang der geistlichen Berufungen. Ich bin davon überzeugt, dass wir viele Berufungen haben, die aber nicht ernstgenommen werden. Der Heilige Geist schenkt uns heute Berufungen, die in den veränderten Situationen von Kirche und Gesellschaft nötig sind. Diese werden aus Angst und Misstrauen nicht wahrgenommen und akzeptiert und gehen uns so verloren. Ich kenne viele höchst talentierte und engagierte Frauen, ob jung oder alt, die es mit der Kirche aufgegeben haben. Ich kann es verstehen, obwohl es mich schmerzt. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen wachgerüttelt werden, bevor es zu spät ist.
Diese gesellschaftspolitischen Themen stehen meiner Meinung nach jetzt an ...
Die Gleichstellung der Frauen, vor allem in der Entlohnung, die Absicherung von alleinerziehenden Müttern und die Armutsgefährdung der Frauen im Alter, sind mir sehr wichtig. Noch immer liegt die Hauptverantwortung für die Kindererziehung, Haushalt und Familie zum größten Teil bei den Frauen. Gleichzeitig werden die beruflichen Anforderungen – auch für Teilzeitkräfte – immer intensiver. Diese Mehrbelastung ist für viele Frauen oft kaum zu bewältigen und wird weder gesellschaftlich noch politisch wirklich gesehen und wertgeschätzt. Im Gegenteil – die staatliche „Belohnung“ dafür ist in vielen Fällen Altersarmut.
In diesem Zusammenhang ist auch alles, was mit dem Bereich Pflege zu tun hat, von oberster Priorität. Ich bin selber im familiären Umfeld davon betroffen und weiß, wie Familien dadurch herausgefordert werden.
Durch meine jahrzehntelange Arbeit auch im entwicklungspolitischen Bereich sind mir die Themen globale Gerechtigkeit, Entwicklungszusammenarbeit, Weltwirtschaft und gegenseitige Abhängigkeiten, Ausbeutung – unser Wohlstand auf Kosten anderer, daraus resultierende Folgen für das soziale, ökonomische und meteorologische Weltklima sowie der immer stärker werdende Nationalismus sehr wichtig und ich versuche dort, wo ich bin, Menschen dafür zu sensibilisieren.
Was oder wer mich beGEISTert und mir Kraft gibt, damit Kirche lebendig wird und in Bewegung bleibt ...
Die Person und die Botschaft Jesu fasziniert mich immer mehr – sein Mut und seine Entschlossenheit, das Reich Gottes auf dieser Welt Wirklichkeit werden zu lassen mit unserer Hilfe. Die Freude und Begeisterung, die mich erfüllt, wenn ich bei den Menschen bin und erlebe, wie seine Botschaft heute lebendig wird und verändert, gibt mir die Kraft trotz aller Enttäuschungen und Frustrationen mich weiter in der Kirche zu engagieren.
Zur Person:
Adelheid Schrattenecker ist Pfarrassistentin in der Pfarrgemeinde Brunnenthal, Religionslehrerin in der Volksschule Brunnenthal, geistliche Begleiterin der kfb Brunnenthal und der kfb des Dekanates Schärding, spirituelle Begleiterin bei Studien- und Pilgerreisen, Geschäftsführerin des Vereines MUZU (MUt zum Teilen / ZUkunft schenken), Mitglied des Netzwerkes „Sei so frei“, der Frauenkommission der Diözese Linz sowie der Steuerungsgruppe der Ortsentwicklung in Kooperation Gemeinde/Pfarre/Region.