Fastenzeit
Der Aschermittwoch ist nach der ausgelassenen Zeit von Fasching, Fastnacht oder Karneval eine markante Zäsur. Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, die österliche Bußzeit.
Diese Vorbereitungszeit auf Ostern lädt zum Durchatmen und zur Besinnung auf das Wesentliche, zu einer Standortbestimmung im eigenen Leben ein. Die Fastenzeit ist eine Chance, bewusst auf den Ballast zu schauen, den wir mit uns herumtragen und der belastet: Verletzungen, Konflikte, Trauer über verpasste Möglichkeiten … Es kann hilfreich sein, innerlich und äußerlich „aufzuräumen“, dem nachzuspüren, was lebendiger macht, was trägt und stärkt: Wo gibt es ein „zu viel“ im Leben? Und wovon ist „zu wenig“ da?
Für Christ:innen geht es auch um eine geistliche Erneuerung: um eine Vertiefung des Glaubens, eine Pflege der Beziehung zu Gott und um ein gutes, versöhntes Zusammenleben mit anderen.
Gliederung
Die Fastenzeit lässt sich in folgende Abschnitte gliedern:
- Aschermittwoch und darauffolgende Tage
- Fünf Fastenwochen
- Palmsonntag / Karwoche
- Drei österliche Tage ab dem Abend des Gründonnerstag: Karfreitag, Karsamstag, Ostersonntag
Fasten
Das mittelhochdeutsche Wort „vasten“, althochdeutsch „fastēn“, bedeutete im Gotischen noch „[fest-] halten, festhalten, beobachten“. Die heutige Bedeutung des Wortes zeigt eine Reduktion der Wortbedeutung, die weitgehend auf das Einhalten des Fastengebots beschränkt ist. Im Althochdeutschen herrschte die Bedeutung einer religiös begründeteten Nahrungsenthaltung vor, während das Altenglische und das Mittelniederländische auch Wortverwendungen im Sinne von „festmachen, begründen, bekräftigen, bestätigen“ bzw. auch „anvertrauen“ aufweist. Außerhalb der reduzierten Ernährung geht es beim Fasten demnach auch um die Konzentration auf das Wesentliche, um eine Reduktion der Komplexität und um Einkehr. Durch das Fasten sollen Ressourcen freigesetzt werden, die im normalen Alltag gebunden sind.
Ab dem vierten Jahrhundert wurde eine vierzigtägige Vorbereitungszeit auf Ostern praktiziert, zuvor gab es im zweiten Jahrhundert ein zweitägiges Trauerfasten vor Ostern, das sich später zur Karwoche ausdehnte. Es diente der Vorbereitung für die Taufkandidatinnen und Taufkandidaten zu Ostern und war die damals übliche Form des öffentlichen Büßens.
Zahl 40
Die Zahl 40 ist in der Bibel wahrlich eine „Symbolzahl“. Sie bezeichnet eine Phase, in der sich Menschen auf ein besonderes Ereignis und auf eine Begegnung mit Gott vorbereiten: 40 Tage und Nächte regnete es während der Sintflut. 40 Jahre wanderten die Israeliten durch die Wüste. 40 Tage und 40 Nächte fastete Jesus in der Wüste.