Aufbruch!
Vor allem aber, dass sich der Nebel der Sorge lichtet!
Am 25. September kamen die bisherigen Dekanatsräte und verantwortlichen Personen aus den 14 Pfarren nach Wels-St. Stephan/Lichtenegg. Gemeinsam wollte man 9 Kilometer bis Gunskirchen wandern und sich am Weg an diversen Stationen Denk- und Gesprächsanregungen holen, um den Beginn dieses Miteinanders im neuen Dekanat bewusst zu gestalten: ›Warst du einst der Klassenkasper?‹, wurde zum Beispiel an einer Station gefragt, die vor allem dem Kennenlernen der anderen Wanderer und Wanderinnen diente. ›Hat sich dein Leben anders entwickelt als gedacht?‹, war eine andere Frage. Oder: ›Wer fühlt sich einsam?‹ Ein weiterer Impuls beschäftigte sich mit der Frage, was es an Blühendem und Wachsendem um einen gäbe, sei es im eigenen Leben, auch im Zusammenspiel mit dem pastoralen Ort, an dem man tätig sei, sei es am ›Wegrand‹, der sich real oder im übertragenen Sinn in diese gemeinsame Zukunft im neuen Dekanat befinde.
Wer eine Frage als zutreffend empfand, trat in die Mitte der Gemeinschaft, und nach jeder Station kamen die Dreiergruppen an Weggefährten und Gefährtinnen über den jeweilig letzten Input miteinander ins Gespräch. Eine Idee zur Weggestaltung, die Mut und Offenheit erfordert, die aber die Chance birgt, einander in Wahrheit zu begegnen. Fern all der Masken und höflichen Floskeln, welche Nähe in unserem Umgang miteinander oft erschwert.
Im Miteinander auf Augenhöhe lichtet sich der ›Nebel‹
Gertrude Pallanch, die im Vorbereitungsteam tätig war, ist überzeugt, das Gelingen dieser ersten Schritte auf gemeinsamem Weg verdanke man auch diesen Anregungen der Gemeindeberaterinnen der Diözese, welche zur Entscheidung führten, die Wanderung aktiv zu gestalten. Es sei im Team von Anfang an ein Miteinander auf Augenhöhe gewesen, ergänzt Thomas Zürn: Deshalb wurde dann während des gemeinsamen Gehens ganz deutlich spürbar, was sich im Vorfeld schon angekündigt hatte: Der Weg wurde im Miteinander-Gehen erkennbar, auch weil mancher sich nach einem Stein am Weg gebückt habe, ihn beiseite rollte. Solch Gestein sei eben da, das sei nicht weiter schlimm, es komme auf den Blick und auf das Miteinander an, ob ich darin einen Kiesel sehe, einen Baustein oder einen Brocken. Einige kann man alleine ausräumen, für andere bedürfe es hingegen der Zusammenarbeit. Gertrude Pallanch nickt: »Deutlich ist zu spüren gewesen, da ist etwas möglich, denn das sind allesamt engagierte Leute: Da geht was weiter! Weil die einen voraus stiefeln, andere anpacken und dritte schauen, dass keiner zurückbleibt. Das zu erleben war schön. Nein, nicht bloß schön: Stärkend, so würde ich es lieber nennen: Teil einer Kirche zu sein, in der Menschen sich miteinander auf den Weg machen und andere mit ihrem Schwung mitziehen! Und zu spüren: Da gehöre ich dazu. Davon will ich ein Teil sein!«
Ziel der Wanderung war, einander kennenzulernen, um in Zukunft gut im neuen Dekanat miteinander zu arbeiten, denn seit dem 1. Oktober umfasst Wels 14 Pfarren und zahlreiche pastorale Knotenpunkte. Eine relevante Veränderung, die manche im Vorfeld durchaus auch mit Besorgnis erfüllte. Insbesondere, weil sich die Publikation zu diesem Prozess der anstehenden Organisationsänderung »Zukunftsweg« wie ein Handbuch der Jurisprudenz lese, eine richtige Schwarte, bei deren Lektüre man bereits am Anfang leicht den Überblick verlöre und mitunter resigniert aufgebe. Da sei für ihn ›der Nebel‹ aufgestiegen, erzählt Thomas Zürn. Bereits im Arbeitskreis, der die Stationen der Wanderung vorbereitete, begann sich dieses Unwohlsein jedoch zu lichten: Schnell sei das Ziel definiert gewesen, alle Aufgaben verteilt, das engagierte Umsetzen begann. So habe er erkannt, dass »links und rechts neben mir andere gehen, auf dem gleichen Weg, ein Sonnenaufgang am Horizont. Und die Erkenntnis: So allein wie wir oft glauben, sind wir nicht: Es wird!«
Im Wir verbunden
Ihren Abschluss fand die Wanderung in der Pfarrkirche Gunskirchen im Rahmen einer Andacht. In den Händen die Wünsche jedes Einzelnen, zu einem Band geknotet nun. Ein wesentlicher Wunsch sei es, die Aufbruchstimmung und das empfundene Miteinander weiterhin zu nähren, um diesem Keim zum Wachsen und Gedeihen zu verhelfen.
»Ich gehöre zu dieser Kirche«, sagt Gertrude Pallanch, »ich kann und will meinen Beitrag leisten, dass sie lebendig bleibt – dann wird sie auch andere anregen …« »… durch Freude am Tun«, fügt Thomas Zürn hinzu, »durch respektvollen Umgang miteinander kann das Wir-Gefühl erstarken. Die Herausforderungen, die auf uns zukommen werden, können positiv erlebt werden, wenn diese gerade eben erfahrene Offenheit durch alle Hierarchien bleibt.« »Und wir von den Führungskräften gehört werden«, ergänzt Gertrude Pallanch. »Gehört und wahrgenommen!«, merkt Thomas Zürn an, bevor er endet: »Unser Wort in Gottes Ohr! – Denn als im Zuge der Planungsphase des »Zukunftsweges« im Beratungsgremium »Diözesaner Beirat Pfarrgemeinde und Dekanatsräte« deutlich wurde, dass wir uns auf Gemeindeebene überfordert fühlen, hat man darauf reagiert, und so soll es weiterhin sein. Das wünsche ich mir: dass man uns auch in Zukunft begleitet. – Ja. Wir sind auf einem guten Weg; und dafür wollen wir uns jede Hilfe holen, die wir brauchen.«
Gertrude Pallanch, Lebensberaterin, Meditationsleiterin, ehrenamtliche Seelsorgerin im Klinikum Wels-Grieskirchen
Thomas Zürn, Mitglied Diözesanbeirat PGR / Dekanatsrat, PGR – Obmann, Pfarre Marchtrenk
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