Bischof Scheuer dankt Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben
Gottesdienst in der evangelischen Kirche Mattighofen
Gottesdienst in evangelischer Kirche in Mattighofen im Gedenken an das Schicksal der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, die vor 80 Jahren aus ihrer Heimat vertrieben wurden und sich unter Mühen in OÖ ein neues Leben aufbauten und das Land mitgestalteten.
Vor rund 80 Jahren gegen Ende des Zweiten Weltkriegs mussten Zigtausende Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben aus ihrer Heimat fliehen. Viele davon kamen ins Innviertel und fanden hier - unter großen Mühen - eine neue Heimat. Am Sonntag wurde in der evangelischen Friedenskirche in Mattighofen an die Ereignisse vor 80 Jahren gedacht. Dem Gedenkgottesdienst stand Pfarrer Frank Schleßmann vor, die Festpredigt hielt der steirische Superintendent Wolfgang Rehner, der selbst Siebenbürger ist. Bischof Manfred Scheuer sprach ein Grußwort und dankte dabei den Vertriebenen für alles, was sie in den vergangenen Jahrzehnten für Oberösterreich geleistet hätten.
Boten des Friedes und der Versöhnung
Er wolle den Heimatvertriebenen aufrichtig für ihr Zeugnis des Glaubens danken, das Sie in den letzten Jahrzehnten gegeben hätten, so Scheuer und weiter: „Ich danke Ihnen für die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Aufbauarbeit in der Gesellschaft und auch in der Kirche in Oberösterreich nach dem Krieg. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie in allen Unrechtserfahrungen Boten des Friedens und der Versöhnung gewesen sind."
Den Neuankömmlingen sei nach ihrer Flucht bei weitem nicht immer Solidarität, Verständnis oder einfach nur eine menschliche Behandlung zuteil geworden. „Als Flüchtlinge galten sie nicht selten als zusätzliche Bürde für die ansässigen Bewohner, und das trotz der gleichen Muttersprache", erinnerte Scheuer: „Man kann sich das nicht mehr vorstellen, angesichts dessen, was diese Menschen in Folge für die Wiederaufbauarbeit unseres Landes geleistet haben."
Aktive Erinnerung
Es bedürfe der aktiven Erinnerung, so Scheuer: „Diese Erinnerung darf nicht nur sentimental sein, sie muss auch wehtun. Gerade auch als mahnendes Beispiel für die Gesellschaft hierzulande."
Der Bischof verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Charta der deutschen Heimatvertriebenen, die 1950 in Stuttgart von den Heimatvertriebenenverbänden verkündet wurde. Das darin festgehaltene Bestreben nach Frieden und Versöhnung sei gerade heute hochaktuell. Den Menschen mit Zwang von seiner Heimat zu trennen, bedeute, „ihn im Geiste zu töten", heißt es in der Charta und weiter: „Wir haben dieses Schicksal erlitten und erlebt. Daher fühlen wir uns berufen zu verlangen, dass das Recht auf die Heimat als eines der von Gott geschenkten Grundrechte der Menschheit anerkannt und verwirklicht wird."
Die Heimatvertriebene rufen in der Charta alle Völker und Menschen auf, „Hand anzulegen ans Werk, damit aus Schuld, Unglück, Leid, Armut und Elend für uns alle der Weg in eine bessere Zukunft gefunden wird".