Beim Sternsingen bringen wir den Menschen im Land die weihnachtliche Frohbotschaft von der Geburt Jesu und den Segen für das neue Jahr. Zugleich sammeln wir solidarische Spenden für Mitmenschen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Ob die Gesichter der „Heiligen Drei Könige“ farbig geschminkt werden, ist für den Sinn des Sternsingens nicht wesentlich.
Christliches Brauchtum hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder verändert, um lebendig zu bleiben - auch das Sternsingen, das seit dem Winter 1954/55 von der Katholischen Jungschar organisiert wird. Das betrifft auch das Schminken von Hautfarben. In manchen Regionen wurden (und werden) beim Sternsingen die „Heiligen Drei Könige“ in unterschiedlichen Hautfarben geschminkt (mancherorts wurde das auch auf den schwarz geschminkten König reduziert). Dieser Aspekt des Brauchtums ist in den letzten Jahren innerhalb der Katholischen Jungschar und der Pfarraktiven des Sternsingens, aber auch im kirchlichen und gesellschaftlichen Umfeld, in Kritik geraten.
Wie ist der Brauch entstanden, dass beim Sternsingen geschminkt wurde/wird?
In der Bibel ist die Rede von „Weisen aus dem Morgenland“, die dem Stern von Bethlehem folgen und mit drei Geschenken - Gold, Weihrauch und Myrrhe - dem neugeborenen Jesuskind als Heilsbringer die Ehre erweisen. Von den drei Geschenken ist man dann im 5. Jahrhundert auf drei Personen gekommen. Und weil in der Bibelstelle von „Weisen“ als hochgestellten Persönlichkeiten die Rede ist, wurden sie im 10. Jahrhundert als „Drei Könige“ benannt: Caspar, Melchior und Balthasar. Die ersten Abbildungen zeigen drei Männer in unterschiedlichem Lebensalter. Später erst wurde ihnen eine geografische Herkunft zugeschrieben, und zwar die drei damals bekannten Erdteile Europa, Asien und Afrika. In Entsprechung dazu wurden die „Heiligen Drei Könige“ dann in unterschiedlichen Hautfarben geschminkt. Die Aussage war damals: Die Geburt von Jesus ist als Heilsereignis ein Angebot für Menschen jeglichen Alters und geografischer Herkunft.
Warum wird das Schminken der Hautfarbe heute in Frage gestellt?
Die Symbolik, dass ein Mensch wegen seiner Hautfarbe einem Kontinent zugeordnet werden könnte, stimmt heute nicht mehr. Es gibt nicht nur drei Kontinente, und auf jedem Kontinent leben Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben. Dieses ursprünglich positiv gemeinte Symbol ist überholt und missverständlich.
In den letzten Jahren ist das sogenannte „Blackfacing“ verstärkt in der Öffentlichkeit thematisiert worden. In „Minstrel Shows“ des 18. und 19. Jahrhunderts schminkten sich in den USA weiße Menschen schwarze Gesichter, um Menschen mit schwarzer Hautfarbe abwertend darzustellen und sich über sie lustig zu machen. Dieses eindeutig rassistische „Blackfacing“ hat nichts mit dem Schminken beim Sternsingen zu tun. Dennoch bringen es manche Menschen damit in Verbindung und werten es als unangebracht.
Viele Menschen sind irritiert und finden es störend, wenn Sternsinger*innen das Gesicht schwarz, gelb oder rot geschminkt wird, um die geografische Herkunft aus einem anderen Erdteil zu symbolisieren.
Was ist nun die Empfehlung der katholischen Jungschar?
Aus den drei genannten Gründen empfehlen wir den Pfarren, beim Sternsingen in Zukunft auf das Schminken von Hautfarben zu verzichten. Der Sinn unseres Sternsingens wird von einem Verzicht auf das Schminken auch in keiner Weise berührt. Uns geht es vielmehr darum, dass Kinder und Jugendliche - mit Unterstützung so vieler Erwachsener - die Friedensbotschaft und den Segen für das neue Jahr bringen. Und alle zusammen setzen wir ein Zeichen weltweiter Solidarität. Das ist der Wesenskern des Sternsingens.
Wie kann eine thematische Befassung in der Pfarre ablaufen?
Mit unserer Empfehlung, beim Sternsingen auf das Schminken von Hautfarben zu verzichten, wollen wir zur thematischen Auseinandersetzung anregen. In manchen Regionen war ja das Schminken von Hautfarben beim Sternsingen nie üblich. Viele Pfarren haben auch zunehmend aus pragmatischen Gründen darauf verzichtet, weil die Kinder (weil es juckt) oder die Eltern (wegen Schminkfarbe am Gewand) es nicht wollten. Wenn es in Pfarren zum Thema „Schminken“ Bedarf an Auseinandersetzung gibt, bitte das diözesane Jungscharbüro (T: +43 732 7610-3342 oder per Mail: dka@dioezese-linz.at) kontaktieren.