Donnerstag 4. Juli 2024

Gott wird ein Mensch - daher ist Weihnachten so vielfältig

Zur Heiligen Nacht beginnt Pfarrprovisor P. Dominik Nimmervoll

Hochfest der Geburt des Herrn

In der Heiligen Nacht 2020

P. Dominik

Schön, dass es dich gibt“ – das hören wir manchmal zum Geburtstag, das können wir nie genug hören. Selbst wenn es nur Routine und Redewendung wäre – da wird im eigenen Leben etwas berührt. Als ernstgemeinter Glückwunsch ist es wunderbar – eine Ermutigung zum eigenen Leben, ein würdigendes Kompliment an mein Dasein. Das Entscheidende daran: Diese Anerkennung meiner selbst wird nicht an Bedingungen geknüpft, nicht an Gegenleistungen (hoffentlich), nicht an neue Anstrengungen. Es ist absichtslos und zuvorkommend, es ist Ausdruck von Wohlwollen und Liebe.

Weihnachten heißt schlicht, diesem Jesus aus Nazaret zuzurufen: „Schön, dass du da bist“, „ohne dich wäre die Welt ärmer“. Wir Christen haben eine Vorliebe für diesen Jesus von Nazaret; wir nennen ihn Christus, den Gesalbten, unseren Schatz. Lukas nennt ihn den Retter der Welt. Und er hört die Engel singen vor lauter Freude, er zeichnet die Geburt Jesu einerseits ganz ärmlich, aber immerhin in der Davidsstadt Betlehem. Er erinnert daran, dass der Kaiser in Rom namens Augustus ein kleines Licht gegenüber dem ist, was mit Jesus in die Welt kommt.

Was da von der Krippe und vom Stall erzählt wird, von den Umständen der Entdeckung Jesu bei den Hirten – das sollen wir hören als ein Stück von uns selbst. Natürlich sind wir Kinder von Vater und Mutter, natürlich gibt es die ganz konkrete Zeugung und Geburt, ohne die wir nicht wären. Aber hier wird der tiefere Sinn dessen erschlossen, was wir sind: Nicht nur biologische und soziale Wesen – nein: Wir tragen ein Gott-Geheimnis in uns, wir sind von Anfang an verbunden mit dem Geheimnis, aus dem wir kommen; wie eine verborgene Nabelschnur, die nie durchtrennt wurde, wissen wir, dass wir mehr sind, als wir sind. Noch im tiefsten Dreck oder in der größten Schuld haben wir eine Ahnung davon, dass wir was wert sind und was wert bleiben sollen. Denn wir leben aus dem Glückwunsch Gottes, der in Jesus Christus zu uns sagt: „Schön, dass du da bist“.

Die weihnachtliche Botschaft heißt: Wir alle sind Freunde und Freundinnen Gottes, und deshalb soll das Gesetz der Freundschaft und des Friedens auch unser Verhalten bestimmen. Das lebt Jesus vor, das realisiert er in allen Widerständen, an dieser Überzeugung hält er fest auch angesichts des gewaltsamen Todes. In seiner ärmlichsten Geburt, in seiner unscheinbaren Geschichte, in seinem fürchterlichen Tod – in allem dürfen wir jenen lebendigen Gott erkennen, der schöpferisch ist durch den Tod hindurch.

Christlich Mensch werden heißt, der Liebe Gottes so viel Raum zu geben wie möglich; in der Freundschaft mit ihm die Fixierung auf das Schlechte und Böse hinter sich zu lassen, auch das Egoistische und Zerstörerische, und frei zu werden für den Fluss freundschaftlichen Wohlwollens zu allem, was ist, und darin zu Gott selbst. In diesem Golfstrom der Liebe blühen wir alle auf – und das Codewort zu diesem Geheimnis heißt: „Schön, dass du da bist“. Da werden wir ständig neu geboren, da bringen wir andere zur Welt, da sind und kommen wir zum wahren Leben. das ist das Geschenk von Weihnachten; deswegen feiern wir.

Gesegnete, gesunde Weihnacht! MfG P.Dominik

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