Der Rundgang - organisiert von Obdachlosenseelsorgerin Claudia Kapeller - startet vor der Wärmestube, wo Klaus Schwarzgruber, Leiter der Wäremstube und der Sprecher der Besucher:innen der Wärmestube, Manfred Frostl, die Interessierten begrüßten. Menschen, die in die Wärmestube kommen, werden als Besucher:innen bezeichnet, nicht als Klienten.
Die Haupt- und Ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen, sowie die Zivildiener verstehen sich als Gastgeber:innen und begegnen den Menschen auf Augenhöhe. Obdachlose Menschen haben niemals Privatsphäre. Sie sind immer im öffentlichen Raum und damit als erwachsene Menschen immer fremdbestimmt, auch in der Wärmestube. „Nur Housing-First-Projekte, wo Menschen eine eigene Wohnung zur Verfügung gestellt wird, bieten den Menschen wirkliche Privatsphäre und selbstbestimmten Rückzugsort.“, erklärt Schwarzgruber.
In der Wärmestube haben die Besucher:innen die Möglichkeit gratis Getränke, Brote und Aufstrich zu konsumieren, zu Duschen, Wäsche zu waschen und um 50 Cent eine warme Mahlzeit zu kaufen. Selbst für jene, die aus unterschiedlichen Gründen Hausverbot haben oder jene, die sich nicht einmal die 50 Cent leisten können, werden Lösungen gefunden, damit niemand hungrig weggehen muss. Wer auf Grund von Kälte, Lärm oder anderen Störungen in der Nacht nicht ausreichend Schlaf fand oder etwa krank ist und Ruhe und Erholung braucht, kann im Ruheraum der Wärmestube auf einer der Matratzen zu Kräften kommen.
Im Ruheraum der Wärmestube: vlnr: Visitatorin Gruber-Aichberger, Visitator Viehböck, Leiter der Wärmestube Schwarzgruber
Vom Leben auf der Straße berichtet Sonja Taubinger am Weg von der Wärmestube zum Domplatz. Taubinger war obdachlos, bewohnt mittlerweile eine eigene Wohnung und geht einer Beschäftigung nach. Vor Jahren war sie maßgeblich dabei, als der Obdachlosenratgeber erstellt wurde. 30.000 Stück wurden mittlerweile in der vierten Auflage an Betroffene verteilt.
Sonja Taubinger mit dem Obdachlosenratgeber den sie mit umgesetzt hat.
Sonja Taubinger engagiert sich bei der Kupfermuckn, der Zeitung der Obdachlosen in Linz, die zu 75% aus Beiträgen von Betroffenen besteht. Bei der ARGE für Obdachlose begleitet sie Rundgänge, die sogenannten „Grantwanderungen“ durch Linz. Diese können von allen Interessierten über die Obdachlosenseelsorgerin Claudia Kapeller oder über die Kupfermuckn gebucht werden.
Am Domplatz angekommen übernimmt Christian Koschka das Wort. Er ist als Sozialarbeiter mit dem Help-Mobil unterwegs. Montag und Freitag Nachmittag fahren Ärzt:innen, Pflegepersonal und Sozialarbeiter:innen die immer gleichen Plätze an um die medizinische Basisversorgung von Menschen ohne Versicherung sicherzustellen. Neben Medikamenten werden auch Schlafsäcke, eine Grundausstattung an Kleidung, sowie warme Getränke und Essen ausgegeben.
Vom Help-Mobil holt Elke Welser die Gruppe zu der neben den Visitator:innen auch Obdachlosenseelsorgerin Claudia Kapeller, Dekanatsassistentin Monika Weilguni, Marion Huber von der Caritas OÖ und Dekanatssekretärin Isabella Unfried gehören, ab und begleitet sie zu den Räumlichkeiten der Beratungsstelle LENA in der Steingasse.
Elke Welser holt die Gruppe rund um die VisitatorInnen am Domplatz ab und begleitet sie zur Beratungsstelle LENA in der Stifterstrasse.
Seit 25 Jahren beraten und begleiten hier Mitarbeiterinnen Menschen, die in der Sexarbeit tätig sind oder waren. Sie begleiten ihre überwiegend weiblichen Klientinnen zu Behörden oder ins Krankenhaus. Sie helfen bei Bewerbungen, beraten bei Schuldenproblemen und geben juristische Auskunft. Sexarbeiter:innen sind besonders häufig von Diskriminierungen und Anfeindungen betroffen.
„Wenn jemand von der Caritas anwesend ist, ist das ein Schutz für die Klient:innen“, wissen die vier Teilzeitkräfte, die bei LENA angestellt sind.
Bischofsvikar Willi Vieböck sieht bei LENA die biblische Haltung „Was willst du, dass ich dir tue“ umgesetzt.
Brigitte Gruber-Aichberger ergänzt: „Ihr lebt eine authentische Botschaft von Kirche.“
„Das ist Caritas pur.“, bestätigt Mag.a Marion Huber (Vorstandsmitglied der Caritas Oberösterreich“) und betont die anwaltschaftliche Arbeit, die hier geleistet wird.
Leiter der Beratungsstelle LENA Elke Welser
Text: Isabella Unfried/mw