Dekanat Linz-Mitte
Nach den Dekanaten Schörfling, Perg und Peuerbach startete das Dekanat Linz-Mitte am 14. Oktober 2023 den Umsetzungsprozess. Zum Dekanat gehören die Pfarrgemeinden Linz-Dompfarre, Linz-Don Bosco, Linz-Heilige Familie, Linz-St. Konrad, Linz-St. Margarethen, Linz-St. Martin am Römerberg, Linz-St. Severin und Linz-Stadtpfarre.
Angeregte Gespräche bei der Auftaktveranstaltung im Alten Rathaus.
An der Startveranstaltung im Alten Rathaus in Linz nahmen 125 haupt- und ehrenamtlich engagierte Personen aus allen Pfarrgemeinden und pastoralen Orten des Dekanats teil. Zum Kernteam, das den Prozess leitet, gehören Dechant Christian Zoidl, Dekanatsassistentin Monika Weilguni, Birgit Eidenberger, Stefanie Hinterleitner, Günter Mahringer, Christina Mayr-Stockinger, Carmen Rolle, Christina Rupprecht, Peter Schwarzenbacher, Martha Stollmayer, Angelika Stummer, Ursula Zettler und Andrea Weixlbaumer.
Das Kernteam, das den Prozess leitet (v. l.): Dekanatsassistentin Monika Weilguni, Günter Mahringer (Pfarre Linz-St. Margarethen), Ursula Zettler (Pfarre Linz-Don Bosco), Stefanie Hinterleitner (Dompfarre), Carmen Rolle (Altenheimseelsorgerin), Angelika Stummer (Citypastoral), Andrea Weixlbaumer (Stadtpfarre Linz und Pfarre Linz-St. Martin am Römerberg), Birgit Eidenberger (Beauftragte für Jugendpastoral), Christina Rupprecht (Pfarre Linz-St. Konrad), Christina Mayr-Stockinger (Sekretärin), Peter Schwarzenbacher (Diakon und Vertreter für Ehrenamtliche) und Dechant Christian Zoidl. (Nicht auf dem Bild: Martha Stollmayer, Treffpunkt Mensch&Arbeit)
Die Begleitung des Dekanats übernehmen in den kommenden beiden Jahren Susanne Lammer und Sebastian Rappl (Prozessbegleitung) sowie Franz Gruber (inhaltliche Begleitung).
Dechant Christian Zoidl begrüßte die Teilnehmer:innen. Er betonte, der Umsetzungsprozess auf dem Weg vom Dekanat zur Pfarre sei eine Art „Entdeckungsreise“ im Sinn des griechischen Wortes Synode (syn-hodos): gemeinsam unterwegs sein und dabei fündig werden. „Laut Papst Franziskus ist Synodalität eine ‚konstitutive Dimension der Kirche‘ – und doch tut sie sich offenbar schwer damit. Für unseren Struktur- und Entscheidungsprozess sind daher echte Begegnung und gegenseitiges Zuhören zwingende Voraussetzungen. Und diese möchten wir mit dem heutigen Tag schaffen. Der Prophet Jeremia gibt uns mit auf den Weg: ‚Bemüht euch um das Wohl der Stadt, in die ich euch geführt habe, und betet für sie zu Gott. Denn in ihrem Wohl liegt euer Wohl.‘ Mein Dreifachwunsch: Glück auf! Gott mit uns! Gemmas an!“
Dechant Christian Zoidl
Die Veranstaltung startete im Foyer des Neuen Rathauses, wo das Linzer Stadtgebiet als begehbarer Stadtplan abgebildet ist. Der Tag wurde mit einer Gedenkminute für die Opfer des Terrors in Israel und in Palästina begonnen. Als Friedenszeichen wurde auf dem Stadtplan beim Friedensplatz ein Olivenzweig niedergelegt. Dann erkundeten die Teilnehmer:innen gemeinsam die Grenzen des Dekanats; die acht Pfarrgemeinden und die vielfältigen pastoralen Orte wie Krankenhäuser, Seniorenwohnheime, Schulen, Ordensgemeinschaften etc. wurden sichtbar gemacht. Einzelne Vertreter:innen stellten den pastoralen Ort vor, an dem sie sich engagieren, und schilderten, was sie sich von diesem Prozess erhoffen. Die Buntheit und Vielfalt, die dabei sichtbar wurde, begeisterte und war manchen bis dahin nicht bewusst gewesen.
Im Foyer des Alten Rathauses wurden mithilfe des begehbaren Stadtplans das Dekanat und seine pastoralen Orte sichtbar gemacht.
Um „Verwobenheit“, das Miteinander-Weben, das Ineinander-Greifen von Pfarrgemeinden und zahlreichen pastoralen Orten in der zukünftigen Pfarre ging es beim spirituellen Teil. Alle Teilnehmer:innen waren eingeladen, im Lauf des Tages farbige Stoffbänder zu beschriften mit Antworten auf die Frage: Was braucht es, damit ein gutes Miteinander gelingen kann? Die Bänder wurden in einem großen Webrahmen miteinander verwoben. So entstand während der Veranstaltung ein buntes Bild der Verwobenheit, auf dem viel Ermutigendes zu lesen war: zum Beispiel „Offenheit“, „Vertrauen“, „Liebe“, „Tatkraft“, „Geduld“, „Zutrauen“, „Glauben an das Gemeinsame“, „Wohlwollen“, „Toleranz“, „Humor“, „Teamgeist“, „Gott in unserer Mitte“. Dazu passend begleitete das Lied „Wir spinnen, knüpfen, weben, wir säen neues Leben“ durch den Tag.
Insgesamt war der Auftakt geprägt von Aufbruchsstimmung und Zuversicht. Auch Christa Stummer ehrenamtliche Mitarbeiterin in Dompfarre Linz hat sich von dieser Aufbruchsstimmung anstecken lassen, „vor allem der Start mit dem Aufstellen am Stadtbild hat mir sehr gut gefallen, weil man da gesehen hat, was es alles gibt und wie vielfältig unser Dekanat ist, und wie motiviert die Leute sind. Diesen Schwung möchte ich mir gerne mitnehmen.“ Martin Loimüller, der sich als Jungscharleiter in der Pfarre St. Severin engagiert, ist gespannt, wie das Ganze wird. „Ich glaube, dass das eine große Chance sein kann, dass viele Dinge, die noch nicht so gut funktionieren viel besser werden. Aber wir müssen alle gemeinsam schauen, dass es gut wird, und da müssen einfach alle ihren Beitrag leisten.“ Für Peter Pühringer ist es wichtig, dass man gut schaut, dass man auch die ältere Generation gut mitnimmt. „Ältere Menschen kennen nur die aktuelle Form der Pfarrgemeinde und besuchen auch nur dort ihre Gottesdienste. Da muss man gut schauen, dass man die nicht verliert. Ebenso gut, muss man auch auf jene Ehrenamtliche achten, die gar nicht groß wo aufscheinen, aber so ganz selbstverständlich ihren Dienst tun, wie z.B. Kerzen aufstellen, rund um die Kirche zusammenkehren oder Rosenkranz beten“, so der ehrenamtliche Pfarrgemeinderat aus der Pfarre St. Konrad.
Mutige Schritte für eine weiterhin lebendige Kirche
Martin Schachinger, der Leiter der diözesanen „Stabsstelle Pfarrstruktur“, informierte den Ablauf der beiden Umsetzungsjahre und die nächsten Schritte auf dem Weg. Einzelne Themen wie die Findung des Pfarrnamens zur Stärkung der gemeinsamen Identität sowie eines geeigneten Standorts für das Pfarrbüro wurden erläutert und die Grundideen dazu bzw. die Vorgangsweise erklärt. „Arbeiten im Team ist auf allen Ebenen gefordert und wird eine Zeit der Einübung brauchen. Der Blick auf den gemeinsamen pastoralen Handlungsraum erfordert gemeinsame Prozesse und ein solidarisches Miteinander“, betonte Schachinger.
Martin Schachinger, Leiter der Stabsstelle Pfarrstruktur
Irmgard Lehner, Leiterin des Fachbereichs „Seelsorger:innen in Pfarren“ der Diözesanen Dienste, nahm als Vertreterin der Diözesanleitung teil. Sie skizzierte die Beweggründe des Reformprozesses: Die derzeitige Kirchenstruktur bringe Menschen und das System an seine Grenzen. Die Strukturen müssten „umgebaut“ und pastorale Themen neu gedacht werden, damit Kirche den Anschluss an die Menschen nicht verliere. Daher sei von der Diözesanleitung eine neue Struktur als Rahmen beschlossen worden. „Wir als Diözese Linz unternehmen diese große Anstrengung, um auch in den nächsten Jahren lebendige Kirche auf der Fläche Oberösterreichs zu sein. Wir setzen einen mutigen und kraftvollen Schritt, damit es auch in Zukunft pastorale Orte nahe bei den Menschen gibt, wo Christ:in-Sein gelebt und kennengelernt werden kann, wo in der Spur Jesu gefeiert und das Evangelium erfahrbar wird. Nun geht es darum, gemeinsam ein neues Bild innerhalb des Rahmens zu weben."
Irmgard Lehner, Leiterin des Fachbereichs „Seelsorger:innen in Pfarren“
Franz Gruber ist Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der KU Linz und in der Pfarre Linz-St. Konrad beheimatet. Er übernimmt in den nächsten beiden Jahren die inhaltliche Begleitung des Dekanats im Strukturprozess. Gruber wies darauf hin, dass bei aller Bedeutung der Strukturen das Fundament nicht vergessen werden dürfe: die Frage, was es heute heiße, Christ und Christin zu sein. Eine aktive Kirche, die nah bei den Menschen sei, lebe vor allem aus der Quelle des christlichen Glaubens, genauer gesagt, aus der Spiritualität der Menschwerdung. Diese Glaubensquelle wolle er als inhaltlicher Begleiter immer wieder in Erinnerung rufen. „Wir Christ:innen glauben, dass in Jesus Christus uns Gott, ganz und gar als Mensch gegenwärtig geworden ist. Menschwerdung ist das tiefste Glaubensgeheimnis des Christentums, aber auch die schönste und anspruchsvollste Aufgabe: einfach Mensch zu werden. Christliche Gemeinden geben von einer möglichen menschlichen Welt Zeugnis, indem sie sich vom Geist Jesu inspirieren lassen. Ich glaube, dass diese Botschaft, gerade heute in diesen dramatischen Zeiten der Kriege, der wachsenden Gewalt, des Hasses, in der Welt dringender denn je ist“, so Gruber.
Franz Gruber, Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie an der KU Linz, übernimmt in den nächsten beiden Jahren die inhaltliche Begleitung des Dekanats
Fazit: Ein gelungener Auftakt
Am Nachmittag diskutierten die Teilnehmer:innen Chancen und Herausforderungen des Strukturprozesses in ihrem Dekanat. Fragen wurden von den diözesanen Fachleuten beantwortet. Als sehr positiv gesehen wurden die Vernetzung und verstärkte Zusammenarbeit der Pfarrgemeinden untereinander und mit den pastoralen Orten bzw. Knotenpunkten. Als Herausforderung wurden unter anderem finanzielle und personelle Ressourcen sowie das Finden von Seelsorgeteam-Mitgliedern genannt.
Matthias List, Pastoralvorstand der „Pionierpfarre“ Urfahr, berichtete aus seinen Erfahrungen aus dem Prozess. Erfreulich war für ihn, dass die Pfarrgemeinden zu Beginn sehr ehrlich ihre Befürchtungen und Überforderungen artikulierten, im gemeinsamen Tun dann aber eine enorme Kraft spürbar wurde. Als Tipp gab er dem Dekanat Linz-Mitte mit auf den Weg: „Entwickelt gemeinsame Bilder! Mir hat das Bild der ‚Wohngemeinschaft‘ sehr geholfen. Da gibt es auch ein Zimmer, das nur mir gehört, aber manche Dinge teile ich mit anderen. Ich lerne andere Leute kennen, weil ich die Freunde meiner WG-Kolleg:innen kennen lerne, und manches kann man sich nur leisten, wenn alle zusammenlegen.“
Pastoralvorstand Matthias List aus der „Pionierpfarre“ Urfahr berichtete über seine Erfahrungen.
Das Fazit von Dekanatsassistentin Monika Weilguni zum Auftakt: „Die Teilnehmer:innen haben sich auf die Beteiligungsmöglichkeiten großartig eingelassen. Für mich war es ein sehr gelungener
Auftakt, der zum einen für die Herausforderungen Mut macht und zum anderen Lust darauf macht, am gemeinsamen Bild weiterzuweben!"
Auch Dechant Christian Zoidl freut sich über den positiven Start: „Ich gehe nach dieser Veranstaltung mit einem sehr guten Gefühl in den Prozess hinein. Das Kennenlernen unseres Dekanats mithilfe des begehbaren Stadtplans ist sehr gut angekommen – viele waren überrascht, wie viele pastorale Orte und Knotenpunkte es in unserem Dekanat gibt. Heute wurde sehr oft der Wunsch nach einer noch besseren Zusammenarbeit genannt. In vielen Bereichen ist das bereits der Fall, bei manchen Dingen wird es länger dauern – aber dafür gibt es den Prozess. Das Besondere am Dekanat Linz-Mitte ist die wunderbare Mischung aus Pfarrgemeinden und anderen pastoralen Einrichtungen. Nun gilt es, daraus ein großes pastorales Netzwerk entstehen zu lassen.“
Informationen über den Zukunftsweg der Diözese Linz: www.dioezese-linz.at/zukunftsweg