Wir denken an die Begegnungen mit den Senioren und den Kindergartenkindern, in den Schulen, bei der Lebenswelt Pinsdorf und im Krankenhaus. Es gab Treffen mit UnternehmerInnen, Zusammenkünfte mit den Bürgermeistern, mit der Politik und mit den Medien. Es gab viele Begegnungen auf dem Wochenmarkt in Gmunden und bei anderen Gelegenheiten. Man spürt, dass es einen kontemplativen Orden wie die Karmelitinnen gibt. Pfarren und kirchliche Gruppen leben vom Zeugnis der ReligionslehrerInnen, Priester und Diakone, den Mitgliedern der Seelsorgeteams, der KindergatenpädagogInnen, der PfarrassistentInnen und PastoralassistentInnen, der Jugendbegleiter, Pfarrsekretärinnen und WortgottesfeierleiterInnen. Vergelt’s Gott allen in der Sakramentenvorbereitung (Erstkommunion, Firmung, Ehe). Pfarren leben, auch weil es Pfarrgemeinderäte gibt, die vorausschauen, planen und organisieren! Die Atmosphäre der Kirchen ist geprägt von den MinistrantInnen und Mesnerdiensten, vom Blumenschmuck und von jenen, die die Kirche reinigen, von den Musikern und Chören, von den stillen Betern. Verwaltung, Finanzen und Buchhaltung sind ein Dienst an der Gemeinschaft. Und Caritas ist ein Grundvollzug von Kirche: vergelt’s Gott allen, die Kranke besuchen, Sterbende begleiten, mit Trauernden gehen, Nachbarschaftshilfe leisten, Fahrdienste verrichten. Und die Kirche lebt im Dekanat auch von guten Bräuchen: Sternsinger, Liebstattsonntag, Ratschen, Glöckler, Georgiritt. Wie viele Vereine, Musikkapellen und Freiwillige geben der Tradition ein lebendiges Gesicht! Die Schöpfungsverantwortung ist ein großes Anliegen von Papst Franziskus! Wer erzählt von Jesus? Wer tröstet? Wer baut auf? Wer gewährt Gastfreundschaft? Wer lässt nicht im Stich? Wer vermittelt den Jungen: Du kannst etwas! Wir brauchen dich! Du gehörst dazu! Viele waren und sind in der Region großartig in der Betreuung von Asylwerbern und Flüchtlingen. Sie leben eine Willkommenskultur und spüren nicht wenig Gegenwind. Dankbar sind wir auch allen, die den Kirchenbeitrag mit Sympathie leisten. Sie signalisieren: es ist gut, dass es die Pfarren, kirchlichen Einrichtungen, Gotteshäuser und die Kirche gibt.
Wir haben das große Engagement von Ehren- und Hauptamtlichen wahrgenommen, in den je verschiedenen Rollen und Leitungsmodellen der Pfarren; aber ebenso wieder einmal die prekäre Personalsituation, die durch den Einsatz der Priesterpensionisten derzeit noch gemildert wird.
Bei der Visitation haben wir viel Positives aber freilich auch von Enttäuschungen gehört: Wie geht es weiter? Haben wir einen Priester am Ort? Ehrenamtliche und Hauptamtliche fühlen sich überfordert. Die Sonntagspraxis geht in fast allen Pfarren massiv zurück. Gibt es überhaupt noch attraktive Angebote für Kinder und Jugendliche oder auch für Männer? Wie und von wem wird Leitung von Kirche am Ort wahrgenommen? Auch persönliche Verletzungen und Konflikte haben wir mitbekommen. Manche verlassen die Kirche, wenn die anderen an die Reihe kommen. Wir haben die Klage gehört, dass die kirchliche Heimat verloren gegangen ist, dass sich Menschen aus Pfarren vertrieben fühlen und sie dann innerlich und/oder äußerlich ausgezogen sind. Manchmal ist es wirkliche Ablehnung, ein andermal ein ganz großes Bedauern.
Einzelne Fragestellungen gerade mit Blick auf die enge Personalsituation brauchen noch eine Bearbeitung auf Diözesanebene in Abstimmung mit den Verantwortlichen im Dekanat. Es ist uns dabei bewusst, dass wir nicht für alle Probleme rasche Abhilfe versprechen können, aber wir sind bemüht, zusammen gute Lösungen zu finden.
Es muss uns freilich klar sein: Pfarren und kirchliche Orte sind als real existierende menschliche Gemeinschaften kein idealistisches Paradies. Und trotzdem hat die beeindruckende Vielfalt und Lebendigkeit der Kirche vor Ort hier im Dekanat Gmunden gezeigt, dass der wesentliche Sinn unseres Wirkens im Vordergrund steht:
Als Kirche und Volk Gottes sollen wir am Ort ein sichtbares, bemerkenswertes, glaubwürdiges Zeichen für Gottes Wirken in der Welt sein – für alle, die hier leben. Gottes frohe Botschaft soll also durch unseren Einsatz als tätige Liebe aufleuchten und Freude und Hoffnung wecken. „Kirche weit denken“ verlangt ein sorgfältiges Wahrnehmen von Gegensätzen, aber ebenso der Quellen unseres Glaubens.
Die katholische Kirche wird einladend sein für die Menschen um uns herum, wenn wir einer „Kultur der Gleichgültigkeit“ unseren vielfältigen Einsatz füreinander und für die Welt entgegenhalten. Dazu braucht es eine lebendige Gemeinschaft, in der jede/r sich einbringt oder zumindest diejenigen unterstützt, die sich für das Zusammenleben in den Pfarren oder kirchlichen Einrichtungen, in sozialen Projekten und verantwortungsbewussten Initiativen einsetzen. Alle brauchen wir jedoch eine lebendige Beziehung zu Gott, ein aufmerksames Hinhören auf sein Wort und die regelmäßige Zusammenkunft, um den Glauben miteinander zu feiern.
Das Sonntagsevangelium bei den drei Abschlussgottesdiensten in Altmünster, Gmunden und Laakirchen behandelte das Bild vom Weinstock und den Reben aus dem Johannesevangelium. Dazu darf folgender Gedanke zu einer gewissen Gelassenheit führen: Dass Früchte hervorgebracht werden, geschieht nach Gesetzen des Wachstums, nicht einfach der Leistungssteigerung. Und: Der Abschnitt lädt ein, in Verbindung zu bleiben – innerhalb des Dekanates, zwischen Diözesanleitung und „Basis“ und vor allem in Verbindung mit Gott.
Wir danken nochmals allen, die mit ihrem großen Einsatz zum Gelingen der Dekanatsvisitation Gmunden beigetragen haben und wünschen weiterhin allen Christinnen und Christen in der katholischen Kirche viel Freude und Gottes Segen!
Linz, am 11. Juni 2018
Das Visitationsteam
Severin J. Lederhilger |
+ Manfred Scheuer |
Wilhelm Vieböck Bischofsvikar |