Predigt von Dompropst Wilhelm Vieböck
Predigt zum Abschluss des Dienstes von
Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz SDB
Bibelstellen:
Ez 34, 11-12. 15-16. 23-24. 30-31
Phil 4, 4-9
Mt 18, 1-6. 10
Lieber Bischof Ludwig, liebe Festgäste!
Vor etwas mehr als einem Jahr trafen wir uns – einige Studienkollegen – anlässlich unseres Weihejubiläums für einige geistliche Tage in der Schweiz. Am Weihetag selber fuhren wir nach Sachseln, um in der Bruder-Klausen-Kapelle im Ranft Eucharistie zu feiern. Während unserer Vorbereitung kam ein mir bekannter Priester aus Deutschland herein. Als er von unserem Anlass hörte, fragte er: „Darf ich euch danken helfen?“
Das ist mir bei der Vorbereitung für den Dankgottesdienst heute immer wieder in den Sinn gekommen.
Lieber Bischof Ludwig, wir sind da, um Dir zu danken, und Dir auch danken zu helfen. Im 2. Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt Paulus: „Alles tun wir euretwegen, damit immer mehr Menschen aufgrund der überreich gewordenen Gnade den Dank vervielfachen, Gott zur Ehre“ (2 Kor 4,15).
Wie oft hast Du als Diözesanbischof gedankt: bei Begegnungen und Visitationen, bei Ehrungen und Beratungen. Heute dürfen wir Dir und mit Dir danken, Eucharistie feiern im tiefsten Sinn.
Zehneinhalb Jahre sind es gerade, dass Du von Papst Benedikt zum Bischof von Linz ernannt wurdest – in einem Alter, wo üblicherweise in Österreich auch Männer in Pension gehen. Mehrfach hast Du uns erzählt, wie Du zu spätabendlicher Stunde in die Nuntiatur gerufen wurdest, und damit verpflanzt wurdest von Wien nach Linz. Es war nicht die erste Ortsveränderung in Deinem Leben.
Geboren 1940 im Slowakischen Most (Bruck an der Donau), mitten im 2. Weltkrieg, folgte 1945 die Vertreibung der Familie. In Wien fand sich eine neue Heimat, vor allem auch in der Gemeinschaft der Salesianer Don Boscos. Damit verbunden ist Dein erster Bezug zu Oberösterreich, nämlich das Noviziat in Oberthalheim. Es folgten Studien in Klagenfurt und Benediktbeuern, wo Du 1964 auch zum Priester geweiht wurdest. Nach einer Kaplanszeit in Graz gingst Du für weitere Studien nach Wien, die Du mit dem Doktorat in Philosophie abgeschlossen hast. Durch 9 Jahre warst Du dann Rektor des gesamtösterreichischen Seminars für Priesterspätberufe in Horn, anschließend in Wien Provinzial der österreichischen Salesianer.
1984 kam der Ruf nach Rom, als Direktor des Konvikts und als Professor für klassische und christliche Philologie an der Salesianeruniversität; später auch als Provinzial der Salesianer für Rom/Latium.
Die nächste große Veränderung bezüglich Ort und Aufgabe kam 1999 mit der Berufung zum Nationaldirektor von Missio Austria.
Zwei Jahre später wurdest Du zusätzlich zum Weihbischof in Wien ernannt und von Kardinal Christoph Schönborn zum Bischof geweiht. Und mit Deiner Ernennung zu unserem Diözesanbischof am 6. Juli 2005 bzw. der Amtsübernahme in Linz am 18. September begann unsere gemeinsame Geschichte, für die wir heute danken.
Ich kann mich gut daran erinnern, dass Du öfter gesagt hast, dass unsere oberösterreichische Art des direkten Umganges anfangs gewöhnungsbedürftig war; dass Du die offenen Worte und die Handschlagqualität aber durchaus schätzen gelernt hast.
„Ich mag die Geradlinigkeit der Oberösterreicher, denn was sie sagen, gilt“ – so zitiert Dich eine Zeitung in den vergangenen Wochen.
Bei der letzten gemeinsamen Sitzung des diözesanen Pastoralrates hat die geschäftsführende Vorsitzende, Edeltraud Artner-Papelitzky, an Worte ihrer Vorgängerin, Margit Hauft, bei Deinem Amtsantritt erinnert, nämlich den Wunsch, dass Du Deine Diözese lieben mögest, nicht nur weil sie so ist, wie sie nun einmal ist …., sondern auch obwohl sie dies ist …! Für beides gab es genügend Anlässe. Du hast damals einige Ereignisse Revue passieren lassen, Erfreuliches ebenso wie Schwierigkeiten. „Situationen, die uns gepackt und gefordert haben“, hast Du gesagt; und gleich dazu: „Ich habe nie den Mut verloren“. Und Du hast erinnert an den Rat von Don Bosco: „Tu was Du kannst; bete um das, was Du nicht kannst“.
Lieber Bischof Ludwig, Dein Wirken war geprägt von Deinem freundlichen Charakter und Deiner Fröhlichkeit, von Geselligkeit und Gastfreundschaft, ganz nach Deinem Wahlspruch: „servite Domino in laetitia“; und ebenso als gelebte Ausprägung der Lesung aus dem Philipperbrief: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Eure Güte werde allen Menschen bekannt“. Genauso aber gehörte zu Dir das Mahnen zum Ernst, die Sorge um die Glaubensvermittlung, der Hinweis auf die Bedeutung des Gebets (von dem Du sagst, es sei Dir immer wichtiger geworden; und betont nicht auch gerade Papst Franziskus, dass es zu den wesentlichen Aufgaben eines Bischofs zählt, mit den und für die ihm anvertrauten Gläubigen zu beten, – für sie da zu sein mit dem „Lächeln eines Vaters“ (Gründonnerstag, 28.3.2013)?
Es ist schwer, bei so einer Feier inhaltliche Akzente und Ereignisse ausführlich zu nennen, weil es eine derartige Fülle ist, aber einiges muss doch erwähnt werden im Zeitraffer:
- Herausragend wohl die Feier der Seligsprechung von Franz Jägerstätter.
- Die Weiterentwicklung der großen diözesanen Bildungseinrichtungen zur Pädagogischen Hochschule und zur Katholischen Universität.
- Das Nachdenken, wie Seelsorge und Pfarrleitung auch unter den heutigen Umständen möglich und leistbar ist.
- Deine Zeit mit den Jugendlichen, der Katholischen Jugend und den Bewegungen, speziell bei den Katechesen.
- Für alle Menschen warst Du zugänglich, und viel warst Du unterwegs in den Pfarren, bei Visitationen und Firmungen, Segnungen und Jubiläen.
- Groß war Dein Einsatz auch über die Diözese hinaus – sowohl bei den Agenden, die Du im Auftrag der Österreichischen Bischofskonferenz mitgebracht hast, wie die MIVA, die Missio und die Koordinierungsstelle für internationale Entwicklung und Mission, als auch bei Aufgaben, die Dir neu übertragen wurden in der Finanzkommission, als Referatsbischof für die Orden und für die sozialen Belange (etwa die Kath. Sozialakademie, Justitia et Pax, als Sozialbischof auf Europaebene und die Allianz für den freien Sonntag - dazu noch mehr an Ende des Gottesdienstes aus berufenerem Mund).
Nicht wenig Zeit beanspruchte in diesen Jahren auch die Dir von Rom übertragene Aufgabe zur Mitwirkung an der Neufassung des Missale Romanum in deutscher Sprache.
Eine große Stärke von Dir liegt in der persönlichen Begegnung. Vergangenen Juni konnten wir mit Dir Deinen 75. Geburtstag feiern. Beim anschließenden Essen im Priesterseminar saß ich in Deiner Nähe und habe mitverfolgen können, welch einfühlsamer und aufmerksamer Familienseelsorger Du bist.
Deine Zuwendung gilt dabei nicht nur kirchlich Nahestehenden. Du verkörperst viel vom Bild des Hirten, wie ihn uns der Prophet Ezechiel vor Augen führt; der Hirte, der sich persönlich kümmert um die verlorenen Schafe; dem es ein echtes Anliegen ist, die Verletzten zu verbinden, die Schwachen zu kräftigen und die Starken zu behüten – so wie wir es in der 1. Lesung hörten.
Aber Du hast auch die Sympathie von den Menschen gespürt. Beim erwähnten Pastoralratsvorstand hast Du zum Schluss gesagt: „Ihr habt mich verwöhnt in dieser Diözese; darum gehe ich auch nicht fort“.
Ehrlich gesagt: Wir haben natürlich auch öfter hart miteinander gerungen. Unsere Absicht war es dabei jedenfalls, unseren Beitrag zum Gelingen Deines bischöflichen Dienstes und zum Wohl der Diözese zu leisten – so wie wir vor zwei Wochen Bischof Manfred Scheuer als Deinem Nachfolger unsere loyale Mitarbeit versprochen haben. Großen Anteil daran hat Severin Lederhilger, der Dir ein treues und kundiges Alter Ego als Generalvikar war – und ja auch von Bischof Manfred in diesen Dienst gerufen wurde.
Lieber Bischof Ludwig, wir freuen uns, dass Du Dich entschieden hast, in der Diözese zu bleiben, damit schließt sich ja fast ein Kreis, denn Deine neue Wirkungsstätte bei den Don-Bosco-Schwestern in Vöcklabruck liegt in unmittelbarer Nähe zur Stätte Deines einstigen Noviziatshauses.
Zu Deinem 75. Geburtstag hat Papst Franziskus Deinen angebotenen Rücktritt „nunc pro tunc“ angenommen. Dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen.
Doch im Breviergebet sprechen wir regelmäßig auch noch ein anderes „nunc“, das „nunc dimittis“ der Komplet, bei der wir die Ereignisse des Tages bedenken und für alles Geschehene Gott danken, ja letztlich auch seiner Vollendung anvertrauen.
In Ruhe darfst Du, Bischof Ludwig, nun die Verantwortung für die Diözese Linz aus der Hand geben. Es gibt einen Nachfolger. Und es gibt vor allem auch eine Seelsorgsaufgabe für Dich, die Deinen altersentsprechenden Kräften angepasst ist und die Du Dir gewünscht hast.
Unsere Diözese und die Menschen in diesem Land empfehlen wir weiterhin Deinem Gebet.
Die Lesung aus dem Philipperbrief hat geendet: „Der Gott des Friedens wird mit euch sein“.
Das erbitten wir für Dich und für uns. Amen.
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Predigt (doc)
Sperrfrist: 31. Januar 2016, 17.00 Uhr
[Es gilt das gesprochene Wort.]