Tiefe Zusage
Wenn aus vielen Absagen eine tiefe Zusage wird …
Die Zeit zum Spielen ist mehr geworden im sogenannten Homeoffice. Meine beiden Töchter haben mich oft in Beschlag genommen. Vor wenigen Tagen geschah das Unvermeidbare: ich habe gegen meine siebenjährige Tochter verloren. „Loser Baby“ schallt es plötzlich aus ihrem Mund. Sofort bemerke ich den Ärger, der in mir hochkommt, weil sie dieses Wort gebraucht und zeitgleich kommt in mir die Frage hoch, von wem sie denn das schon wieder hat.
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Ich denke über das Verlieren nach. Was habe ich in den letzten Wochen eigentlich alles verloren? Kontakte zu Menschen, die mir wichtig sind? Was ich mir beruflich aufgebaut habe? Meine Sommerplanung? Liebgewordene Gewohnheiten? Meine Freiheit?
Je mehr ich darüber sinniere, erkenne ich, dass ich das alles eigentlich nicht verloren haben. Es ist halt irgendwie anders geworden.
Niemand möchte gerne verlieren, im Gegenteil: wir möchten gerne auf der Seite der Sieger stehen.
Es soll auch nach dieser Corona Krise nicht heißen, was haben wir da alles verloren – sondern wo haben wir etwas für uns gewonnen? Wo haben wir gelernt und was daraus gemacht?
Die letzten Wochen waren von vielen Absagen geprägt. Doch aus den vielen Absagen ist eine tiefe Zusage zu einem mir geschenkten Urvertrauen geworden. Dem Vertrauen, dass ich mich tief getragen wissen darf von einem guten Begleiter, einem fürsorgenden und menschenfreundlichen Gott! Das ist der größte Gewinn für mich … doch halt, das Gesicht meiner Tochter erscheint vor mir und ich höre ein lautes: „Loser Baby!“
René Prinz-Toifl ist Leiter des Jugendprojektes KernZone in Wels