Zusammenhalt erleben
Ja, die Zeit jetzt gerade ist nicht einfach – für keine und keinen von uns. Ich bekomme beruflich immer wieder Geschichten von Personen mit, für die sie vielleicht noch ein bisschen schwieriger sind – Personen, die in existenziellen Notlagen sind, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Miete bezahlen können, wie sie Lebensmittel kaufen sollen, und Menschen, die obdachlos sind. Gerade deswegen ist es für mich wichtig, den Blick auf das Positive, auf das Gelingende zu lenken und darin Kraft und Halt zu finden. Einige dieser Momente, die mich in den letzten fünf Wochen berührt haben und mir Mut geschenkt haben, möchte ich mit Ihnen teilen.
Kleine Überraschungen
Im Arbeitsalltag gab es seit Beginn der Corona-Krise immer wieder Momente, die mich einfach nur überrascht haben. Beispielsweise habe ich für das Help-Mobil Mund-Nasen-Schutz für unsere MitarbeiterInnen und KlientInnen gesucht. Das hat sich in meinem Heimatort Zell an der Pram herumgesprochen und innerhalb von 3 Tagen hatte ich 150 handgenähte Masken bei mir am Schreibtisch liegen – mit dem Versprechen, ich könne jederzeit noch mehr bekommen.
150 mal Mund-Nasen Schutz in nur 3 Tagen. (c) privat
Ein weiteres Beispiel ist das Corona-Gstanzl der Pfarre Wels St. Franziskus, mit dem auf etwas andere Weise auf die Situation von Menschen aufmerksam gemacht wird, die gerade Unterstützung brauchen. Oder die vielen Freiwilligen, die sich bei uns melden und uns helfen möchten – auch hier merkt man einen großen Zusammenhalt.
Kirchliches Netzwerk zur Soforthilfe
Wir stellten als Caritas einen Bedarf an einer Lebensmittelausgabe für unsere KlientInnen fest. Soforthilfe zum Angreifen – etwas ganz Konkretes, mit dem wir unterstützen können. Die Idee war geboren und auf der Suche nach KooperationspartnerInnen habe ich bei der Katholischen Jugend Oberösterreich angeklopft. Innerhalb von nur einer Woche hatten wir drei Jugendzentren, drei Pfarren und eine Jugendgruppe mit im Projekt und können seither bis zu 50 Menschen pro Woche mit dem Lebensnotwendigen versorgen. Die Unkompliziertheit, die Motivation und das hohe Engagement aller Beteiligten hat mich total begeistert und mir gezeigt, wie viel wir als Kirche eigentlich gemeinsam schaffen können.
Lebensmittelversorgung: Soforthilfe zum Angreifen. (c) KJ
400 Zweige – und keiner für mich?
Den Palmsonntag haben wir heuer in unserer Pfarre im engsten Familienkreis gefeiert und live auf Facebook übertragen. Mein Vater ist Diakon, meine Mutter übernahm die Rolle des Kirchenchors und ich habe gefilmt. Die geweihten Palmbuschen und Palmzweige standen dann direkt nach der Weihe zur freien Entnahme in der Kirche – und am späteren Nachmittag musste ich feststellen, dass für mich tatsächlich kein Zweig mehr übrig geblieben war, weil ich einfach zu lange gewartet habe. Das hat mir gezeigt, wie wichtig gerade jetzt kirchliche Symbole und Feiern sind – sie geben Halt und Hoffnung. Ich hab meinen Palmzweig dann übrigens doch noch bekommen – meine Mama hat brav mit mir geteilt.
Segnung der Palmzweige. (c) privat
Mag.a (FH) Michaela Haunold, Leiterin der Caritas-Sozialberatungsstellen, Caritas-Beratungsstelle LENA, Caritas-Krankenzimmer, Help-Mobil und Kontaktstelle für ArmutsmigrantInnen