Sehen - urteilen - handeln - feiern
Bevor wir uns Gedanken über Mut machen, sollten wir ins /sehen/ gehen. Was ist eigentlich gerade die Herausforderung oder die Angst vor der wir Mut zur Bewältigung brauchen. Die Bedrohung des Todes ist immer schon in der Menschheitsgeschichte präsent. Bekommt aber bei Bildern von Krieg, Leid und vielen Toden wie z.b. in Bergamo eine nahe und persönliche Dimension. Der Gedanke, mein Verhalten hat Auswirkung auf das Leben meiner älteren Angehörigen oder anderer Risikogruppen, ließ die Menschen zuhause bleiben.
Je länger die Krise anhielt gingen wir ins /urteilen/. Wir erkannten welche Jobs systemrelevant sind. Die Mehrheit der Bevölkerung musste begreifen, dass es meistens Berufe sind, die größtenteils unter- bis unbezahlt von Frauen verrichtet werden. Branchen die einen schlechten Kollektivvertrag haben (Handel) oder für ihre wertvolle Tätigkeit nicht angemessen bezahlt werden (Pflege). Branchen die zuvor von Sparmaßnahmen betroffen waren oder in denen welche geplant waren. Menschen, denen noch vor kurzem die Kinderbeihilfe gekürzt wurde, werden jetzt extra eingeflogen. Gerade diese Krise zeigte uns das noch immer vorherrschende Ungleichgewicht auf.
Ja! Mut macht es uns und vielleicht sogar ihnen, wenn wir täglich um 18.00 an unserem Fenster applaudieren. Aber reicht das wirklich?
Spätestens im /handeln/ sind oder sollten wir beim Mut machen angekommen sein. Durch solidarisches Verhalten, Aufmerksam machen auf diese Ungerechtigkeit und einfordern von Rechten machen wir uns und den Betroffenen Mut. Durch unser Handeln und Einstehen werden andere sensibilisiert und Betroffene bekommen ein gehörte Stimme.
Letztendlich dürfen wir /feiern/ wenn wir in der Tradition Jesu und der katholischen Soziallehre Solidarität und Gerechtigkeit für die Armen, Unterdrückten, Ausgenutzten und am schlimmsten von Krisen betroffenen Menschen leben und einfordern. Solche Kämpfe geben uns Erkenntnisse, die uns dem Reich Gottes wieder näherkommen lassen: Nämlich der Befreiung aller Menschen.
Martin Loishandl ist Leiter des Lehrlings- und Jugendzentrums Zoom in Linz