"Leere Kirchen :( - Lebendige Gemeinden :)"
In der Aussendung der Katholischen Männerbewegung der Diözese war Ende März zu lesen: „Leere Kirchen :( - Lebendige Gemeinden :)“
Tatsächlich ist dies auch meine Erfahrung in diesen schweren Tagen: So vieles auch an unserem kirchlichen Leben ist anders geworden. Vieles schmerzt, manches ängstigt auch. In allem aber erlebe ich eine unglaubliche Kraft des Zusammenhaltens: So war gemeinsames Palmbuschenbinden nicht möglich, aber es haben sich so viele Leute gemeldet, die bereit waren, zuhause für uns zu binden, sodass wir nicht weniger Palmbuschen haben als sonst. Seitens der Pfarre haben sie frisches Weihwasser und den Text eines Segensgebetes erhalten mit der Bitte, jenen Palmbuschen, den sie für sich selbst behalten, in einer eigenen Feier zu segnen. Für manche Menschen war das ungewohnt, es galt sie davon zu überzeugen, dass wir alle Kinder Gottes sind und Gott das Gebet jedes Menschen hört, das ehrlichen und vertrauenden Herzens gesprochen wird.
Taufberufung
Die alttestamentliche Lesung zum 4. Fastensonntag erzählte von der Salbung Davids durch den Propheten Samuel. Angesichts dessen, dass an diesem Sonntag in keiner Pfarre unserer Diözese mehr Gemeindegottesdienste gefeiert werden durften, drängte sich im Hinblick auf diese Salbungserzählung die Erinnerung daran auf, dass wir alle in unserer Taufe gesalbt wurden. Liegt darin nicht auch ein ganz besonderer Auftrag zum Leben unseres Glaubens? Und bekommt die Tatsache, dass wir im Sinne dieser unserer Taufberufung in einer gewissen Weise eigentlich alle Priesterinnen und Priester sind, in diesen Tagen, wo uns gemeinschaftliches Gottesdienstfeiern in der Kirche nicht möglich ist und jeder einzelne oder jede Familie für sich feiern muss, nicht eine ganz besondere Bedeutung?
"Die Not lehrt, die Kirche nach Hause zu holen"
Es berührt mich sehr, wenn ich erfahre, dass Christinnen und Christen am Sonntag ihre Wohnzimmer zur Kirche werden lassen, Kerzen entzünden und über unsere pfarrliche Homepage die Bibelstellen und die Predigt des Sonntags anschauen, um diese als einzelnes Element in einen Hausgottesdienst zu integrieren. Manche von ihnen tun dies bewusst zur Gottesdienstzeit und wissen sich so auch über die Distanz mit anderen Menschen aus unserer Pfarre verbunden, die zwar in einem anderen Haus feiern, aber doch die gleichen Bibelstellen hören und den gleichen Glauben feiern. Die Not lehrt sie, die Kirche nach Hause zu holen. Ich bin völlig davon überzeugt, dass es gut ist.
Dem Glauben nachspüren
So scheint mir, dass diese Zeit auch eine Zeit der Bestärkung sein kann: Wir geben unseren Glauben nicht auf und wir werden auch Ostern auf solche Weise feiern und dabei vielleicht in größerer Betroffenheit denn je unserem Glauben nachspüren, dass das Licht stärker ist als die Finsternis und dass es am Ende des so traurig begonnenen Weges nach Emmaus das Leben ist, das es neu zu entdecken gilt. Denn als es Abend geworden war, konnten die Jünger den Auferstandenen erkennen. Dass diese Erkenntnis aber auch uns heute zuteil werden will, das ist meine österliche Überzeugung in diesen fastenzeitlichen Tagen.
Dr. Harald Prinz leitet die Pfarre Enns-St. Laurenz