Hände schütteln?
Heute schon eine Hand geschüttelt? Wohl kaum, vermute ich mal. In Zeiten von Covid 19 auch nicht besonders ratsam, bestätigen uns die Virologen. Und was mach ich nun, als leidenschaftlicher Händeschüttler, wenn ich Gefahr laufe, andere und mich selber mit dem Virus anzustecken?
Bewusstes Wahrnehmen
Ich gebe zu, es ist für mich eine ziemliche Herausforderung und eine nicht allzu leicht zu beantwortende Frage. Jemandem die Hand zu reichen war bisher für mich eine wichtige Form der Begegnung, des bewussten Wahrnehmens meines Gegenübers. Eine weitverbreitete Theorie ist, dass der Handschlag auch eine besondere Geste des Friedens ist. Wer die Hand des anderen nimmt, zeigt, dass er in seiner eigenen Hand keine Waffe hält. Und durch das Schütteln wird sichergestellt, dass der andere auch nichts in seinem Ärmel versteckt hält. Soweit die Theorie.
Aber ist der Handschlag, die Umarmung, der Kuss auch tatsächlich notwendig, damit Begegnung gelingen kann? Ich denke, ja und nein. Diese Zeichen am Beginn oder Ende einer Begegnung sind Zeichen der Verbundenheit. Sie können aber auch zum Zeichen der Oberflächlichkeit werden, wenn ich mich auf mein Gegenüber nicht wirklich einlassen kann oder will.
Ich habe kürzlich ein befreundetes Paar getroffen, die beiden waren mit dem Fahrrad unterwegs und ich war beim Laufen, die Ohrstöpsel in meinen Ohren. Wir haben seit vielen Jahren unser fixes Begrüßungsritual, doch aus den bekannten Gründen geht das nun zurzeit nicht.
Echte Begegnung
Beide sind vom Rad abgestiegen, ich habe meine Ohrstöpsel rausgenommen und wir haben uns unterhalten. Eine echte Begegnung, ja ganz sicher, auch ohne unser Begrüßungsritual. Wohl auch deshalb, weil wir einander bewusst wahrgenommen haben. Wir haben unsere geplante sportliche Aktivität unterbrochen und sind ins Gespräch gekommen. Eine echte Begegnung, weil wir uns Zeit füreinander genommen haben. Also ja, es geht, mit Menschen in Berührung zu kommen, ohne einen physischen Kontakt zu haben, wenn sich die Blicke treffen, wenn die eigene Tätigkeit unterbrochen wird und man sich auf sein Gegenüber einlässt. Ich bin übrigens nach der Begegnung mit den beiden sehr zufrieden meine geplante Strecke fertig gelaufen.
Dipl.-PAss. Christian Penn ist Betriebsratsvorsitzender in der Abteilung Pastorale Berufe und Stv. Zentralbetriebsratsvorsitzender der Diözese Linz