Irgendwann...
Wie so viele andere Eltern auch, muss ich mich gerade auch in die Rolle des Lehrers hineinfinden. Das „Distance learning“, wie es jetzt so unschön heißt, lässt mich von Kinderzimmer zu Kinderzimmer meiner zwei Volksschüler pendeln. Unterbrochen vom 5jährigen, der ebenfalls seine Beschäftigungszeit einfordert.
Tagebuch als Zeitdokument
Unser Drittklässler muss im Auftrag seines wirklichen Volksschullehrers ein Tagebuch führen. Er erlaubt uns auch, seine Zeilen zu lesen. Allerdings: Uns wird dabei die Monotonie des eigenen Alltags sehr bewusst. Seine täglichen Einträge gleichen sich, unterscheiden sich nur in Nuancen. Es gibt kaum etwas Aufregendes zu erzählen. Man erkennt darin aber auch eine neue familiäre Tagesstruktur, die Einzug gehalten hat. Ich sehe diese Einträge als bemerkenswertes Zeitdokument. Irgendwann werden wir sie lesen und uns wird das Besondere, das Lehrhafte, das Irrwitzige dieser Zeit so richtig bewusst werden.
Wann wird dieses Irgendwann sein?
Manchmal macht es mich richtig grantig. Warum ist mein und unser Leben plötzlich nicht mehr planbar? Warum ist plötzlich alles so eintönig?
Wir haben Ostern als Hauskirche in der Familie gefeiert. Diese Umstände haben vielleicht dazu beigetragen, Ostern noch einmal anders wahrzunehmen. In der Osternacht haben wir am Lagerfeuerplatz ein Osterfeuer angezündet und das Exsultet am Handy dazugehört. Und dann haben wir gesehen: in 100 Meter Luftlinie entfernt wird - unabgesprochen - von Nachbarn ein weiteres Feuer entzündet.
Osterfeuer. © LAWJR / Pixabay.
Dieses zweite Feuer hat mich sehr berührt. Es war wie ein Versprechen: Ein Versprechen, dass es diese Verbundenheit im Glauben gibt. Ein Versprechen, dass das nebulose Irgendwann sich einmal und vielleicht schon früher als gedacht einstellen wird. Auferstehung – dieser unvorstellbar aufregende Hoffnungshorizont Gottes. Ja – er gilt in allen Lebenssituationen, warum nicht auch gerade jetzt? Das ist mir bewusst geworden.
Hoffnung aus der Offenbarung des Johannes
Gerne lese ich immer wieder mal die Offenbarung des Johannes, das letzte Buch der Bibel. Neben all den großen, schaurig-schönen und zugleich irritierenden Bildern mag ich freilich - wie so viele andere - die darin beschriebenen Hoffnungen am meisten, wie zum Beispiel: „Sie werden sein Angesicht schauen und sein Name ist auf ihre Stirn geschrieben. Es wird keine Nacht mehr geben und sie brauchen weder das Licht einer Lampe noch das Licht der Sonne. Denn der Herr, ihr Gott, wird über ihnen leuchten und sie werden herrschen in alle Ewigkeit.“ (Offb 22,4-5)
Irgendwann wird alles gut sein
Hoffnung heißt für mich: Irgendwann wird alles gut sein, und es wird ein Fest sein, und wir werden auf diese Zeit zurückschauen. Und dankbar werden wir sein, dass Gott uns in dieser Zeit getragen hat. Das möchte ich sagen können, wenn ich das Corona-Tagebuch unseres Sohnes dann wieder lesen darf.
Bernhard Zopf ist Referent im Bischöflichen Sekretariat