Freitag 16.00 Uhr. Im Pfarrhof in meiner Heimatpfarre Laakirchen lagen im Eingangsbereich grüne und rote Mappen auf. Darin die Kirchenzeitungen für die Leserinnen und Leser, denen ich sie zustellen musste.
In den ersten Monaten meiner Tätigkeit chauffierte mich mein Vater mit dem Auto, überhaupt dann, wenn ich kassieren musste.
Ich hatte ja eigentlich diesen Job von meiner Schwester geerbt, die vor allem dann, wenn wir vor Weihnachten kassieren waren, für die Abonnenten auch als kleines Dankeschön (für das großzügige Taschengeld, das wir bekamen) immer auch etwas gebastelt hat und beim Kassieren der Kirchenzeitung (damals noch fünf Schilling/Ausgabe) dann dieses Geschenk überreichte.
Sie hat mir die Latte in Sachen Pünktlichkeit der Zustellung (unbedingt vor Sonntag), Genauigkeit (die KirchenZeitung darf auf keinem Fall nass werden) und Nettigkeit doch sehr hoch gelegt.
An den Wochenenden, an denen das Kassieren anstand, bereitete ich mich sorgfältig vor, hatte genug Wechselgeld bei mir, aber das brauchte ich kaum, weil die KiZ-Abonnentinnen und -Abonnenten es schätzten und noch immer schätzen, dass ihre KirchenZeitung pünktlich und unversehrt zu ihnen persönlich gebracht wird. Und so kam ich zu meinem Zusatztaschengeld.
Als ich meine Route intus hatte und nicht mehr auf die Begleitung eines Elternteils mehr angewiesen war, musste ich dann auch jener Nachbarin die KirchenZeitung zustellen, die bisher mein Vater vorbeigebracht hatte. Mein Problem damals war nämlich: diese Nachbarin hatte einen kleinen, verspielten Hund ... und ich hatte Angst vor Hunden, und der Briefkasten war nicht am Zaun montiert, sondern im Windfang. Also: HINTER dem Zaun.
Ich konnte so dieser einen Nachbarin die KirchenZeitung nicht mehr zustellen und anstatt jemanden aus meiner Familie zu bitten, die KirchenZeitung dort hinzutragen, beschloss ich, diese eine KirchenZeitung in unserem Fahrradschuppen zu lagern.
Nach vier Wochen bekamen wir dann Besuch und meine "Lagerhaltung" flog auf. Geknickt holte ich die durchnässten und nicht pünktlich zugestellten Zeitungen aus dem Schuppen und entschuldigte mich für mein Vorgehen.
Als ich dann das nächste Mal (wieder in Begleitung meines Vaters) die KirchenZeitung austrug, staunte ich nicht schlecht, als ich zu jener Nachbarin kam, in deren Garten der verspielte Hund schon auf mich wartete.
Am Gartenzaun befand sich doch glatt eine Zeitungsbox mit den Hinweis: für Tages- und KirchenZeitungen!