"Sehr geehrte Damen und Herren !
Ich darf Sie alle hier in der Linzer Arbeiterkammer, hier im Kon-gresssaal sehr herzlich begrüßen. Heute Abend erleben wir hier eine aussagekräftige Fotoausstellung zum Thema „freier Sonn-tag“ und dann hören wir zum selben Thema eine interessante Le-sung von Autor Hans Dieter Mairinger, dem es in humorvoller Weise immer wieder gelingt, uns die Bedeutung des freien Sonn-tags in Erinnerung zu rufen.
Im Mittelpunkt steht die Fotoausstellung „Unser Sonntag“. In die-ser Ausstellung werden uns Menschen gezeigt, die notwendiger-weise Sonntagsarbeit verrichten müssen – Krankenschwestern, Straßenbahn-Fahrer, Köche etc.. Sie arbeiten, damit der Sonntag für die anderen Menschen ein arbeitsfreier Tag sein kann.
Es werden Menschen gezeigt aus verschiedenen Bereichen, die in großer Vielfalt für einen gemeinsamen freien Sonntag stehen.
Es freut mich, dass so viele dieses Zeichen setzen, weil es ihnen um den arbeitsfreien Sonntag geht.
Schon im Alten Testament, im Buch Deuteronomium lesen wir: „Am siebten Tag darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadt-bereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du“ (Dtn 5,14). Dieses 3. Gebot Gottes ist wohl das älteste Sozialgesetz der Menschheit. Begründet wird es reli-giös: Der Sabbat ist heilig, weil Gott nach dem Schöpfungswerk an diesem Tag ruhte, weil der Segen Gottes auf diesem Tag liegt (Gen 2,2f). Jesus steht als Jude in dieser Tradition Israels. Die ersten Christen haben dann den ersten Tag der Woche, den Sonntag, als Tag der Auferstehung, als Tag des Herrn gefeiert.
Eine gemeinsame freie Zeit, wie sie durch den freien Sonntag im wöchentlichen Rhythmus möglich ist, ist eine Schlüsselfrage für die Zukunft einer Gesellschaft, in der der Mensch etwas zählt. Der Wert des Sonntags besteht vor allem in der gleichzeitigen Pause von der Arbeit für alle. Menschen bekommen die Möglich-keit, sich der Familie, der Gemeinschaft unter Freunden oder in Vereinen, der Kultur, der Muße und der Besinnung auf die tiefe-ren Lebenswerte, wozu wir Christen besonders auch die Gottes-beziehung rechnen, zu widmen.
Papst Benedikt XVI. hat bei der Messe anlässlich seines Öster-reich-Besuches 2007 im Stephansdom gesagt, die Feier des Sonntags, und im Besonderen des sonntäglichen Gottesdienstes „gibt unserer Zeit und so unserem Leben als ganzem eine Mitte, eine innere Ordnung“,...
Der freie Sonntag - „Unser Sonntag“ - ist mir ein sehr großes An-liegen. Er ist der Tag des Herrn, ein Tag der Ruhe, ein Tag des Zusammenkommens. Wir würden Unwiederbringliches für ein Wert-volles Menschsein verlieren, würden wir ihn Interessen, die nur von Produktivität und Konsum geleitet sind, opfern.
Möge dieser heutige Abend in uns die Überzeugung wachrufen, dass der arbeitsfreie Sonntag mit seiner Erholung und Muße wirklich einen wichtigen Teil unseres Lebens bildet und uns den tiefen Sinn des Menschseins und der ganzen Schöpfung Gottes erschließt. Danke."