Freitag 13. Dezember 2024

Bischof Ludwig Schwarz: Kopenhagen ist verpasste historische Chance

KOO-Vorsitzender Bischof Schwarz befürchtet dramatische Konsequenzen
für Entwicklungsländer und fordert "moralische Runderneuerung der
Politik"
 

Die kirchlichen Entwicklungs-Organisationen haben das Scheitern des UN-Klimagipfels
in Kopenhagen mit großer Enttäuschung aufgenommen. "Das Ergebnis ist
niederschmetternd, beschämend und eine verpasste historische
Chance", hielt die "Koordinierungsstelle der Österreichischen
Bischofskonferenz für Internationale Entwicklung und Mission" (KOO)
am Samstag in einer Aussendung fest. Die Konferenz habe ihr Ziel
deutlich verfehlt. Wörtlich sprach die KOO von der "Schande in
Kopenhagen".

Der KOO-Vorsitzende, der Linzer Bischof Ludwig Schwarz, befürchtet
dramatische Konsequenzen für Menschen in Entwicklungsländern und
forderte eine moralische Runderneuerung der internationalen Politik.
Nicht kurzfristiges Eigeninteresse sondern das nachhaltige, globale
Allgemeinwohl sollten politische Entscheidungen anleiten, sagte
Schwarz: "Nur so ist diese globale Krise zu lösen". Und: "Wenn wir
aufgrund von politischem Kalkül unsere Schöpfung nicht schützen,
werden wir über kurz oder lang alle zu Verlierern".

Die Koordinatorin der Kampagne "Klima fair bessern", Josefa
Molitor-Ruckenbauer, bedauerte, dass es die Staats- und
Regierungschefs in Kopenhagen trotz bereits spürbarer Konsequenzen
des Klimawandels nicht geschafft hätten, konkrete Lösungen auf den
Tisch zu legen. Die bloße Anerkennung des Ziels, die Erderwärmung
auf zwei Grad zu begrenzen, aber keine konkreten Maßnahmen zu
treffen, reiche nicht aus, so Molitor-Ruckenbauer. "Die derzeitigen
Verpflichtungen der Industrieländer führen zu einer Erderwärmung von
drei Grad Celsius. Ein Grad Unterschied mag nicht nach viel klingen,
für viele Menschen in Entwicklungsländern bedeutet das aber eine
Entscheidung über Leben und Tod".

Kritik an reichen Staaten

KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl übte vor allem Kritik an den reichen
Staaten, die kein "faires, gerechtes und ambitioniertes Abkommen"
zustande gebracht hätten. "Für die Ärmsten der Armen sind die
Resultate der Verhandlungen eine große Enttäuschung", sagte Hödl.
"Das Überleben ganzer Gesellschaften steht auf dem Spiel und die
reichen Länder feilschen wie auf einem Viehmarkt", kritisierte der
kirchliche Entwicklungsexperte die Tatsache, dass Industrie- und
Schwellenländer zu keinen größeren Zugeständnisse bereit waren. Die
Weltklimapolitik brauche den politischen Willen aller Staaten für
verbindliche Ziele und eine Kontrolle eines multilateralen
Regelwerkes, erinnerte Hödl.

Angesichts des großen Interesses der Bevölkerung an den
Verhandlungen in Kopenhagen und der "beeindruckenden Mobilisierung"
der Zivilgesellschaft wolle man aber nicht aufgeben, betonte "Klima
fair bessern"-Koordinatorin Molitor-Ruckenbauer: Es ist wichtig,
dass wir den Druck auf die Politik in den kommenden Monaten
aufrechterhalten, damit es zu einem verbindlichen Abkommen in den
kommenden sechs Monaten kommt".

"Schwarzer Tag für Klimaschutz"

Nach einer chaotischen Marathon-Debatte erkannte die Konferenz in
Kopenhagen am Samstagvormittag eine zuvor erarbeitete
"Kopenhagen-Vereinbarung" an. Diese enthält u.a. das Zwei-Grad-Ziel
und sieht die Bereitstellung von Geldmitteln zur Finanzierung von
Kimaanpassungmaßnahmen in Entwicklungsländern vor. Allerdings wurde
die Vereinbarung nicht im Plenum der Kopenhagen-Konferenz
beschlossen, sondern nur in den weiteren Verhandlungsprozess über
ein verbindliches Klimaabkommen eingebracht. Jedem Land steht es
damit frei, die Kopenhagen-Vereinbarung über Klimaschutzziele
anzunehmen oder nicht. Österreichs Umweltminister Nikolaus
Berlakovich sprach in einer ersten Reaktion von einem "schwarzen Tag
für den Klimaschutz".

 
(KAP/ha)

 

Offizielle Bilder zum Download Bischof Schwarz
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