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Die erste weibliche Professorin für Religionspädagogik in Österreich, Monika Nemetschek, ist am 14. Dezember 90 Jahre alt geworden.
Die Theologin und langjährige Religionslehrerin gilt als „Mutter aller Tischmütter" im Rahmen der Erstkommunion und hat eine „anthropologische Wende" der Religionspädagogik eingeleitet, bei der die Kinder in den Fokus des Fachs gerückt wurden: So war die Jubilarin zu ihrem 70er in einem Buch gewürdigt worden, mit dem die Linzer KirchenZeitung damals Pionierinnen von Oberösterreichs Kirche porträtiert hatte.
Als jahrzehntelange Professorin an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz prägte Nemetschek Generationen von Religionslehrkräften und entwickelte u.a. das „Linzer Modell" der Erstkommunionsvorbereitung, das bis heute österreichweit verwendet wird.
Besonders der Charakter der Freiwilligkeit hatte für sie große Bedeutung. Kinder sollten nicht zu Gebet und Gottesdienst gezwungen oder diese als Erziehungsmittel eingesetzt werden. „Gerade für Kinder soll alles, was sie von Gott erfahren, frohe Botschaft, gute Nachricht sein", schrieb Nemetschek in ihrem Buch „Gott im Leben des Kindes" (1974). Jede Nötigung und jeder Zwang müsse darum unterlassen bleiben.
Die am 14. Dezember 1933 geborene Nemetschek, deren Eltern sich früh scheiden ließen, bezeichnete sich als „Kriegskind", das in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Sie verlor ihre Mutter kurz vor ihrem siebten Geburtstag und wuchs daraufhin bei der Großmutter mit dem „düsteren Schatten der damaligen religiösen Erziehung" – etwa dem Bild des strafenden Gottes – auf, wie sie in dem Interview für die Linzer KirchenZeitung selbst erzählte.
Ab 1953 arbeitete Nemetschek elf Jahre als Religionslehrerin, womit sie eine der ersten Frauen Österreichs war, die Religion an Schulen unterrichtete. 1964 begann sie in Salzburg ein Kombinationsstudium aus Pädagogik, Psychologie und Theologie. Auf der Theologischen Fakultät war sie die einzige Frau. Da sie als Studentin kein Stipendium erhielt, wohnte sie bei den Schwestern vom Guten Hirten, die auch eine soziale Einrichtung für verwahrloste Mädchen betrieben. Nemetschek unterrichtete dort für Kost und Logis Religion und kümmerte sich um die jungen Frauen, die dann auch Thema ihrer 1968 abgeschlossenen Dissertation über „Die Bedeutung des Religiösen in Hinblick auf die Resozialisierung verwahrloster weiblicher Jugendlicher" waren.
Nach ihrem Studium lehre sie von 1969 bis 1993 Religionspädagogik an der Pädagogischen Akademie der Diözese Linz. Nemetschek war damit die erste weibliche Professorin für Religionspädagogik in Österreich. Sie selbst bezeichnete sie in Interviews als „zum Priesterlichen berufen", sowohl von ihrer Sensibilität als auch von ihrem Können her.
So soll der Diözesanbischof von St. Pölten Franz Zak (1917–2004) zu ihr „Wenn ich dürfte, dann würde ich sie weihen" gesagt haben.
Den Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche erklärte Nemetschek in einem 2014 in der Linzer KirchenZeitung veröffentlichtem Interview damit, dass „eine Evangelisierung, die einzig und allein von zölibatär lebenden Männern getragen wird", keine Zukunft habe. Die Kirche werde nicht weiter bestehen können, „ohne dass sie die Frauen voll und ganz in den Dienst der Verkündigung einbindet". Und weiter: „Da gehört natürlich die Eucharistiefeier dazu. Denn eine Frau hat einen völlig anderen Zugang zur Liebe und zum Heiligen."
Nemetschek hielt bis zuletzt unzählige Vorträge und schrieb Bücher, die zu Bestsellern und in viel Sprachen übersetzt wurden, darunter „Gott im Leben des Kindes" (1974), „Zur Hoffnung befreit" (1979), „Selig die Trauernden" (1996), „Schattenseiten des Lebens – und wo bleibt Gott?" (2006) und zuletzt „Sternschnuppen über dem Heimweg" (2020). Seit 2013 lebt sie in Kärnten.
(Aus: KathPress)
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