Für die frühen Christinnen und Christen stellte sich die Frage, ob es angesichts der Naherwartung der Wiederkunft Christi nötig wäre, Ämter zu entwickeln wie in den religiösen Vereinen der Umwelt oder wie in den jüdischen Synagogengemeinden. Reichte nicht das Charisma der Gemeindemitglieder, das etwa in paulinischen Gemeinden offensichtlich reichlich vorhanden war und sich situativ äußerte, aber in keine feste, dauerhafte Struktur und Beauftragung eingebunden war? Die Entwicklungen verliefen nicht geradlinig, die Ausgangslagen waren unterschiedlich. Doch das Ergebnis war einheitlich.
Beim Blick in die Frühzeit der christlichen Gemeinden stellt sich auch die Frage, welche Relevanz dies für heute hat. Der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf schreibt gerade im Hinblick auf verlorene Traditionen, dass „alle Ausprägungen der Kirche, ihrer Institutionen, Ämter und Lehren, die sich im Lauf von zweitausend Jahren Kirchengeschichte entwickelt haben, als Reservoir von Ideen für eine heutige Reform von Kirche in Betracht kommen“.
Stuttgart (Katholisches Bibelwerk e.V.) 2020
82 Seiten
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