Thomas Söding
„Ein Gott für alle“ ist das große Projekt des Urchristentums, ohne das es eine weltweite Kirche heute nicht gäbe. Mission und Monotheismus sind aber hochgefährliche Begriffe, die den Verdacht des kulturellen Imperialismus und der ideologischen Zerstörung kultureller Vielfalt hervorrufen. Wie erscheint das Neue Testament im Fokus dieser Kritik? Die erste Missionsreise, die in der Apostelgeschichte erzählt wird, gibt wichtige Antworten.
Mission ist eine Entdeckungsreise: Sie öffnet in erster Linie die Augen der Missionare dafür, dass Gott längst bei den Menschen ist, die das Evangelium Gottes hören sollen. Mission wird als Befreiung erfahren – oder sie hat keine Legitimation. Auf den Missionswegen bis an die Grenzen der damals bekannten Welt gewinnt das Wort Gottes nicht nur neue Zustimmung, sondern auch neue Bedeutung. Lukas erzählt anschaulich von Szenen menschlicher Begegnungen, in denen Gott zur Sprache kommt und das Leben menschlicher macht.
Die Apostelgeschichte ist ein Katalysator der Kritik an Mission als Herrschaftsinstrument und eine Einladung zum Zeugnis des Glaubens auf leisen Sohlen in der Nachfolge Jesu: auskunftsfähig und lernbereit, zugewandt und freiheitsliebend, gottgefällig und menschenfreundlich.
Freiburg (Herder Verlag) 2020
144 Seiten