Freitag 29. März 2024

Fachtagung Weltkirche: Jugend will leben

Stift Lambach. © Medienbüro Ordensgemeinschaften Österreich / Sonnleitner

Die „Fachtagung Weltkirche“ thematisierte am 25. und 26. Juli 2014 im Stift Lambach kirchliche Friedensinitiativen weltweit mit den Schwerpunkten Indien, Lesotho und El Salvador. Auch ein Streifzug durch die kirchliche Jugendarbeit in Österreich war Teil des Programms.

VeranstalterInnen der Fachtagung waren die Vereinigung der Frauenorden Österreichs & Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, MIVA und Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (KOO) in Zusammenarbeit mit Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, Katholische Jugend, Jesuitenmission, Salesianer Don Boscos, Steyler Missionare, Steyler Missionsschwestern und Kirche in Not.

 


Ordensmann: Kirche muss Jugend in ihrer Rebellion begleiten

 

Jugendliche brauchen die Möglichkeit, ihren Zorn über erfahrenes Unrecht in einem Prozess des Friedensschaffens positiv zu kanalisieren. Das hat der Salesianerpriester Jerry Thomas, Vorsitzender der Jugendkommission der Bischofskonferenz für Nordost-Indien, am Freitag in seinem Eröffnungsreferat bei der Fachtagung Weltkirche im Stift Lambach dargelegt. Der indische Ordensmann berichtete über Erfahrungen seiner Ortskirche mit Programmen zur Friedensbildung, die auf den gewaltbeladenen Alltag der Jugendlichen antworten.


Die zahlreichen Konflikte in seiner Heimat, dem äußersten Nordosten Indiens, seien Ausdruck des Zornes Jugendlicher infolge von kultureller, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Marginalisierung, so der Salesianerpater. „Wo die Sprache versagt, spricht die Gewalt – besonders wenn die Jugendlichen erfahren, dass sie von der Öffentlichkeit nur durch Bombenattentate wahrgenommen werden.“


Doch ebenso gelte das Umgekehrte: „Haben frustrierte, wütende Jugendliche jemanden, der ihnen zuhört, dann gibt es keine Gewalt.“ Wer Schritte auf Jugendliche zugehen will, muss Rebellion positiv bewerten und als Wesensmerkmal dieser Altersphase ansehen, forderte Thomas. „Wo Rebellion als Impulsgeber und aktivierendes Element angesehen wird, kann sie in Engagement umgeformt werden und zum Wandel hin zu einer besseren Gesellschaft beitragen.“


Als Voraussetzung bräuchten Jugendliche jedoch auch Gelegenheiten, ihre soziale Wirklichkeit zu analysieren und ihre Probleme, Sorgen und Vorstellungen für ein gutes Leben auszudrücken. Das sei in Konfliktsituationen eine "enorme Herausforderung". Da das tägliche Umfeld von Jugendlichen für sie oft ein "destruktiver Raum" sei, bedürfe es vor allem sicherer Räume für das Ausleben ihres Widerstandsgeistes - "sonst findet die Rebellion in der Familie und auf der Straße statt oder richtet sich gegen sich selbst", warnte der Salesianerpater.

 


Gefühl des Angenommenseins wichtig


Auch die Kirche müsse hier in ihrer Jugendseelsorge eine Antwort geben. Sie müsse sich mit der Lebenssituation junger Menschen eingehend beschäftigen, dürfe von ihnen keine Perfektion erwarten, wohl aber Fähigkeit zur Veränderung. Zu vermeiden sei auch jegliche "Etikettierung" trotz oft schwieriger Biographien, weiters strenge Regeln und Bestrafungen. „Ein sicherer Freiraum ist vor allem dann möglich, wenn Jugendliche spüren, dass sie geliebt, an- und wahrgenommen werden und niemand anonym bleibt. Sie dürfen nicht an die lange Leine genommen werden, sondern müssen selbst in Freiheit Verantwortung übernehmen können“, erklärte der Ordensmann.


Dass diese Herangehensweise funktioniert, bestätige sich in zahlreichen Friedensworkshops für jugendliche Gewaltopfer. Thomas: „Viele Teilnehmer wurden selbst Friedensvermittler in ihren eigenen Dörfern und Gruppen, engagierten sich in Flüchtlingslagern und setzen dafür ihr Kapital – Lebenszeit – ein.“

 

P. Jerry Thomas SDB, Vorsitzender der Jugendkommission der Bischofskonferenz für Nordost-Indien. © Medienbüro der Ordensgemeinschaften Österreich / Sonnleitner

 

 


Schwarz: Jugend gibt neue Impulse

 

Zur Schaffung von Räumen für Jugendliche rief auch der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz in seinen Begrüßungsworten zur Fachtagung auf. Junge Menschen bräuchten Erfahrungsräume zur Begegnung mit sozialen Themen, um in Notsituationen die Augen offen zu halten, so sein Appell. Mitarbeiter der Kirche sollten jungen Menschen, besonders jenen in Notsituationen, „Zeichen und Botschafter der Liebe Gottes“ sein und sie als Impulsgeber für Erneuerung sehen.

 

Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz SDB, Referatsbischof der Österreichischen Bischofskonferenz für Weltkirche. © Medienbüro der Ordensgemeinschaften Österreich / Sonnleitner

 

per/rme / Kathpress

 

 


Resümee der Fachtagung Weltkirche: Jugend hat „Prophetenaufgabe“

 

Die Jugend ist „ein riesiger Schatz, für den die Kirche die Tür so weit aufmachen muss, dass er sich einfinden und einbringen kann“: Dieses Resümee hat der Steyler-Pater Christian Tauchner über die „Fachtagung Weltkirche“ im Stift Lambach gezogen, die am Samstagabend zu Ende gegangen ist. Die Erfahrungen aus der Weltkirche – die HauptreferentInnen der zweitägigen Veranstaltung kamen aus Indien, Lesotho und El Salvador – hätten schwerwiegende Probleme Jugendlicher anderorts aufgezeigt, auf die Kirche eine Antwort zu geben versuche. Österreichs Kirche könne dies Inspiration und Ermutigung sein und auch dabei helfen, „die eigene Nase frei zu machen vom Verschnupftsein über die eigene Situation“, so Tauchner, der einer der Programmverantwortlichen der Tagung war, gegenüber „Kathpress“.

Den Schwerpunkt der von den Missionsorden und den kirchlichen Entwicklungsorganisationen ausgerichteten Fachtagung bildeten kirchliche Friedensinitiativen für Jugendliche in Gewaltkontexten. „Wir haben gesehen, wie viel passieren kann, wenn man Jugendlichen Freiräume gibt und sie zur Mitgestaltung einlädt", berichtete der Ordensmann. Als entscheidend gezeigt habe sich dabei der erste Schritt auf Jugendliche zu, das Hinhören und Entstehenlassen von Vorschlägen – woraus sich erst in Folge Struktur und Institutionen entwickeln würden.

Auch in Österreich gebe es dafür gute Ansätze, die Wertschätzung und ein Weitergehen benötigten, so Tauchner. Als Beispiele dafür verwies der Steyler Missionar auf die im Rahmen der Fachtagung präsentierten aktuellen katholischen Jugendinitiativen, darunter die Katholische Jugend, die Loretto-Gemeinschaft, der Verein "Volontariat bewegt", das "Weltdorf St. Gabriel" mit dem Programm "Missionar auf Zeit" sowie "youngCaritas" und das Jugendzentrum "Sale für Alle".

Von einer "Prophetenaufgabe der Jugend" sprach der Jugendseelsorger Gerhard Simonitti, der auf der Tagung als "Prozessbeobachter" tätig war. Der Austausch mit den zahlreichen Gästen aus Afrika, Asien und Lateinamerika vermittle gegenseitige Wertschätzung über alle Grenzen hinweg – "und eine Ahnung davon, dass Menschen anderswo vorrangig im Glauben verbundene Geschwister – nicht Empfänger – sind".

 

 

Rauch: Jugend hobeln lassen


Superiorenkonferenz-Generalsekretär Erhard Rauch verwies auf die „guten Erfahrungen“ mit dem vom Salvatorianerorden sowie von den Steyler Missionaren angebotenen Volontärs-Programm „Missionar auf Zeit“: „Jugendliche kommen ganz neu zurück, nachdem sie sich in einer fremden Kultur engagiert haben und dort Hörende waren“, so der Salvatorianerpater im „Kathpress“-Interview. Bei vielen führe das Risiko, ein Jahr ihres Lebens für andere einzusetzen, dazu, „dass sie gar nicht anders können, als auch hier etwas auf die Beine zu stellen". Vielleicht sei auch „der Kick, aus den ständigen Absicherungen bei uns auszubrechen“, Teil dieser beobachtbaren Verhaltensänderung.

Als Frage stelle sich für ihn, „ob man immer so weit weggehen muss oder nicht auch in Österreich Räume schafft, in denen volles Engagement ist“, so Rauch. Allerdings gelinge es der Kirche hierzulande „wahrscheinlich zu wenig“, Jugendlichen Raum für „avantgardistisches Weitergehen“ zu geben. „Wir wollen gerne eine brave Jugend, die nichts kaputtmacht und keine Unordnung stiftet. Das klappt aber nicht. Wir müssen akzeptieren, dass eben gehobelt wird, wenn Jugend ihren Platz in der Gesellschaft erkämpft, und unsere selbst gebauten Nester durchbrechen lassen.“ Die Ordensgemeinschaften könnten hier Akzente setzen – „wenn sie mehr hinausgehen statt darauf zu warten, dass die Menschen zu ihnen kommen“.

Noch lernen müsse die Kirche in den Augen Rauchs besonders das Zuhören. „Wir Priester haben als Verkünder das Wort, doch zur Verkündigung gehört auch das Hinhören, um die eigene Meinung und Einstellung zu korrigieren.“ Räume müssten gesucht werden, die Jugendliche zum eigenen Fragenstellen ermutigen. Allerdings erlebe er, dass die Kirche in Europa – im Gegensatz zu Lateinamerika – kaum gefragt werde, so der Ordensmann. „Vielleicht erwarten Jugendliche nichts von uns, oder sie wissen gar nicht, wofür wir stehen.“ Eine Wende habe hier allerdings der Papst gebracht. „Er sorgt für eine neue Erwartungshaltung – und spürt dies auch selbst.“

per/gut / Kathpress

 

Stift Lambach. © Medienbüro Ordensgemeinschaften Österreich / Sonnleitner

 

 

 

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(be)


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