8. Februar: Internationaler Tag des Gebets und der Reflexion gegen Menschenhandel
Unter dem Thema „Zünde ein Licht an gegen den Menschenhandel“ soll ein "Tag des Gebets und der Reflexion" gegen moderne Sklaverei begangen werden. Unter Menschenhandel versteht man die unterschiedlichsten Formen krimineller Aktivitäten, insbesondere zum Zweck sexueller Ausbeutung und zur Ausbeutung der Arbeitskraft. Aber auch Zwangsverheiratung, erzwungene Betteltätigkeit, Organhandel oder illegale Adoption gehören zu den Erscheinungsformen des Menschenhandels. Weltweit sind rund 21 Millionen Menschen Opfer des Menschenhandels, wobei etwa 80 Prozent davon Mädchen und Frauen sind. In Europa sind ca. 880.000 Menschen vom Menschenhandel betroffen. Dies bedeutet einen jährlichen Gewinn von etwa 32 Mrd. Euro für Schlepper und Menschenhändler.
Menschenhandel auch in Österreich
Auch Kardinal Christoph Schönborn bezeichnet den Menschenhandel als "moderne Form der Sklaverei". Offiziell sei die Sklaverei längst abgeschafft. "In Wirklichkeit blüht sie heute unter anderem Namen", schrieb der Wiener Erzbischof in seiner Freitagskolumne in der Gratiszeitung "Heute". Menschenhandel zähle neben dem Drogenhandel und dem Waffenhandel zu den weltweit einträglichsten Geschäften. An erster Stelle stehe dabei die Ausbeutung von Frauen und Kindern, gefolgt vom Geschäft der Schlepper mit Flüchtlingen und Asylsuchenden, wies Schönborn hin. Papst Franziskus habe Menschenhandel als zentrales Thema seines Pontifikates bezeichnet. "Ich selber habe es mehrmals von ihm gehört", schrieb Schönborn.
Auch Österreich spiele eine unrühmliche Rolle: Der Kardinal zitierte das Büro der Vereinten Nationen für Suchtstoff- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), wonach Österreich ein wichtiges Transit- und Zielland für den Menschenhandel sei. Wer ahne hierzulande, "was sich da unter uns abspielt?", so Schönborn.
Ordensfrauen solidarisieren sich
In Österreich engagiert sich seit 2010 eine Gruppe von Ordensfrauen unterschiedlicher Ordensgemeinschaften im Verein SOLWODI (Solidarity with women in distress) für Frauen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind. Dieser Verein wurde 1985 von Sr. Dr. Lea Ackermann in Kenia gegründet und setzt sich mittlerweile auch in Deutschland und Rumänien für eine Verbesserung der Stellung von Frauen ein, die in ihren Heimatländern oder in Europa in eine große Notlage bis in die Prostitution geraten sind. Der Einsatz gilt besonders Frauen / Migrantinnen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind. Durch kurzfristige Kriseninterventionen, mittel- oder langfristige Beratungsprozesse erhalten die Frauen Hilfe zur psychischen Stabilisierung, Stärkung des Selbstwertgefühls sowie Unterstützung bei der Entwicklung neuer Lebensperspektiven und selbstbestimmten Entscheidungen.
Musikalische Unterstützung aus Oberösterreich
Auch die Päpstlichen Missionswerke Österreich unterstützen ein Projekt gegen Menschenhandel in Myanmar (Burma) bei dem Mädchen, die nach Thailand in Fabriken oder zur Prostitution verschleppt werden sollen, eine Ausbildung und eine sichere Unterkunft erhalten.
Mag. Heinz Purrer, Diözesandirektor von Missio OÖ und seit September Pfarrprovisor in Pasching, der bisher über 500 Lieder, darunter 2 Musicals und zahlreiche Messgesänge komponierte, hat vor kurzem seine sechste CD „Ein Herz mit zwei Augen“ veröffentlicht. Mit dem Kauf dieser CD (Mindestspende € 9,-) werden der Verein SOLWODI und das Missio-Projekt gegen Menschenhandel unterstützt.
Die CD kann im Missio-OÖ-Büro unter der Nummer 0732 77 26 76-1145 oder per (ooe@missio.at) bestellt werden und ist in der Veritas-Buchhandlung, Harrachstraße 5, 4010 Linz, erhältlich. Hörbeispiele: www.missio.at/cd
Menschen als Wegwerfobjekte
Die moderne Sklaverei sei ein global wachsendes Verbrechen, gegen das die Kirche weltweit mobilisieren müsse, sagte der Präsident des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson, bei der Vorstellung der neuen Initiative. Nötig sei eine Bewegung "vom Bewusstsein zum Gebet, vom Gebet zur Solidarität und von der Solidarität zur konzertierten Aktion".
Der "Internationale Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel" soll jährlich am 8. Februar in den Diözesen der Weltkirche begangen werden. Dazu sollen Gebetswachen, Besinnungstexte und Informationsveranstaltungen über das Unrecht des Menschenhandels informieren und sensibilisieren. Initiatoren sind die Zusammenschlüsse der Ordensoberen von Männer- und Frauenorden; unterstützt werden sie außer vom Rat für Gerechtigkeit und Frieden auch von der vatikanischen Ordenskongregation und dem Migrantenrat.
Der Gebetstag soll auch "den Blick schärfen", existiere Menschenhandel doch nur aufgrund der Nachfrage von "Leuten, die dies ausnützen", erklärte die sizilianische Ordensfrau Valeria Gandini, die sich selbst für Prostituierte engagiert. Mädchen würden wie "Wegwerfobjekte" behandelt, denn ihre Freier - Großväter, Jugendliche und Familienväter gleichermaßen - machten sich keine Gedanken, wen sie beim Nachhausegehen zurücklassen würden. "Wer zu Prostituierten geht, ist kein echter Mann. Das muss in die Köpfe rein", so die Ordensfrau. Es liege vor allem an den Kunden, den Mädchen zu helfen und den "Teufelskreis" des Menschenhandels zu sprengen.
Ordensnetzwerke lindern die Not
Kongregationspräfekt Kardinal Joao Braz de Aviz lobte bei der Pressekonferenz den starken Einsatz von Ordensnetzwerken gegen den Menschenhandel. Die Orden seien dazu berufen, "die Welt für die Werte des menschlichen Lebens aufzuwecken". Der Präsident des Migrantenrats, Kardinal Antonio Maria Veglio, hob das große Interesse des Papstes und des Vatikan hervor. Der Kampf gegen den Menschenhandel ist ein zentrales Thema im Pontifikat von Papst Franziskus. Ihm widmete er unter anderem die Botschaft zum katholischen Weltfriedenstag am 1. Januar 2015 mit dem Titel "Nicht mehr Knechte, sondern Brüder".
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8. Februar als internationaler Weltgebetstag
Das Datum wurde wegen des am 8. Februar weltkirchlich begangenen Festes der Heiligen Josefine Bakhita (1869-1947) gewählt. Die Sudanesin wurde als Mädchen von Räubern verschleppt und insgesamt fünfmal auf Sklavenmärkten verkauft, zuletzt an den italienischen Konsul, der sie in seine Heimat mitnahm, wo sie befreit wurde. Nach ihrem Eintritt in die Kirche schloss sie sich dem Orden der Canossa-Schwestern an, wirkte in deren Kloster in Vicenza bis zu ihrem Tod und war hoch angesehen. Papst Johannes Paul II. sprach sie 1992 selig und 2000 heilig.
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